Trading-Apps: Möglichkeiten und Risiken der digitalen Broker

Schnell gehandelt, großer Profit? Trading-Apps bringen die Börse aufs Smartphone. Doch das Versprechen satter Gewinne birgt Gefahren: von riskanten Investments bis zu regelrechtem Betrug.

Smartphone-Display zeigt Trading-App
Trading-Apps. Foto Adobe Stock

Einfach zu bedienen und in vielen Fällen fast kostenlos: Trading-Apps sind ein niederschwelliges Angebot für Investitionen in Aktien oder andere Wertpapiere wie etwa Anleihen, Fonds beziehungsweise Exchange-traded Funds (ETFs; auch bezeichnet als Indexfonds). Das Versprechen: Auch ohne Fachwissen und ohne hohe Gebührenhürden können Privatanlegerinnen und -anleger am Finanzmarkt mitmischen und lukrative Investments tätigen.

Was für einige die Chance bietet, Erspartes gewinnbringend anzulegen, birgt jedoch auch Risiken und kann – je nach Investment – zu hohen Verlusten führen. Eine weitere Gefahr geht von Cyberkriminellen aus, die es auf die Konten der Userinnen und User abgesehen haben.

Dieser Beitrag erklärt, wie Trading-Apps im Allgemeinen funktionieren und worauf Sie achten sollten, um sich beim Umgang mit den digitalen Brokern keinen großen Risiken auszusetzen.

Wie funktionieren Trading-Apps?

Der Hype um Trading-Apps (auch Neo-Broker genannt) startete während der Covid-19-Pandemie, als viele Menschen plötzlich mehr Zeit hatten, sich zu überlegen, wie sie ihr Erspartes anlegen sollen. Mittlerweile gibt es auf dem deutschen und österreichischen Markt zahlreiche Anbieter, wie Trade Republic, Robinhood oder Etoro, um nur ein paar Namen zu nennen.

Im Prinzip funktionieren alle Trading-Portale gleich: Sie sammeln Informationen in Echtzeit über die Kurse ausgewählter Wertpapiere wie etwa Aktien und Fonds, oft aber auch über Währungen, Kryptowährungen, Rohstoffe und Edelmetalle, und zeigen diese in der App an. Dort können Nutzerinnen und Nutzer die neuesten Entwicklungen auf dem Finanzmarkt mitverfolgen und jederzeit auf Änderungen reagieren, indem sie Wertpapiere kaufen oder verkaufen.

In den Einzelheiten, also bei Gebühren, Sonderfunktionen und den angebotenen Wertpapieren, gibt es aber zum Teil große Unterschiede zwischen den einzelnen Plattformen. Manche bieten sogenanntes Social Trading an, also die Möglichkeit, Handelsaktivitäten besonders erfolgreicher Investorinnen und Investoren automatisch zu kopieren. Andere wiederum sind auf bestimmte Produkte spezialisiert, zum Beispiel Kryptowährungen.

Wer mittels Trading-App aktiv werden will, sollte sich also zunächst im Klaren sein, an welchen Funktionen er oder sie im Detail interessiert ist. Die Wahl der richtigen App hängt nämlich auch davon und nicht nur von niedrigen Gebühren ab.

Sind die Investments-Apps wirklich so günstig?

Anbieter von Trading-Apps arbeiten nicht umsonst. Die Kosten, die für die Plattformen anfallen, holen sie sich meist in Form von Provisionen wieder zurück. Viele der Anbieter kooperieren nämlich mit wenigen ausgewählten Handelsplätzen, von denen sie die Wertpapiere beziehen. Für jede Kundenorder erhalten die App-Anbieter vom Kooperationspartner eine Rückvergütung (auch „Kick-back“ genannt), die meist bei rund drei Euro pro Order liegt.

Das führt dazu, dass die Apps versuchen, nicht die bestmögliche Geschäftsausführung für ihre Kundinnen und Kunden zu erzielen, sondern sie zu möglichst vielen Transaktionen zu bewegen, da die Anbieter auf diese Weise ihre Profite generieren.

Wie eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität St. Gallen, der Universität Paderborn und der New York University gezeigt hat, nimmt der Handel mit einzelnen Aktien oder Wertpapieren tatsächlich signifikant zu, sobald ein App-Anbieter seine Userinnen und User auf diese aufmerksam macht, etwa per Mail oder Pop-up-Information. Außerdem gehen die Investorinnen und Investoren bei den empfohlenen Papieren ein messbar höheres Risiko ein, als sie es sonst tun würden. Aus diesem Grund haben die Niederlande, England und Kanada Kick-back-Zahlungen an Trading-App-Anbieter verboten, auch die EU-Kommission erwägt eine entsprechende gesetzliche Regelung.

Ebenfalls relevant für Anlegerinnen und Anleger: Transaktionskosten werden bei den Neo-Brokern meistens nicht extra ausgewiesen, sondern in den Ausführungskosten als Provision versteckt. Wer also ein Wertpapier zu einem bestimmten Kurs kauft, bezahlt ein wenig mehr, und wer verkauft, tut dies zu einem etwas niedrigeren Kurs. So wird das Etikett „kostenlos“ letztlich zum Schwindel. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das, dass sie sich beim Trading nach Handelsplätzen mit möglichst geringen Spannen zwischen Kauf- und Verkaufskurs umsehen sollten.

Hinweis

Besonders hoch sind die Spannen zwischen Kauf- und Verkaufskurs nach Börsenschluss, denn da müssen sich die Zwischenhändler nicht mehr an die Referenz-Kurse der Leitbörsen halten. Handeln Sie deshalb möglichst nur während der offiziellen Handelszeiten. Referenzbörse für die meisten deutschen Aktien ist Xetra, die um 9 Uhr morgens öffnet und um 17:30 Uhr schließt.

Welche Risiken bergen Trading-Apps?

Neben möglichst geringen Transaktionskosten sollte beim Investieren das eingegangene Risiko eine zentrale Rolle spielen. Um dieses besser einschätzen zu können, sind grundlegende Kenntnisse des Marktes unverzichtbar.

Die Faustregel im Trading lautet: Schnelle Gewinne sind meistens nur bei Wertpapieren mit hohen Kursschwankungen, also hohen Risiken, möglich. Um die Schwankungen, und somit die potenziellen Gewinne, künstlich in die Höhe zu treiben, gibt es bei den meisten Neo-Brokern die Möglichkeit, mit sogenannten Hebel-Produkten zu handeln. Der Gewinn – aber auch der Verlust – beträgt dann ein Vielfaches der tatsächlichen Kursänderung. Unerfahrene Brokerinnen und Broker sollten besser darauf verzichten, mit hochriskanten Hebel-Produkten zu spekulieren.

Hinweis

Für Anfängerinnen und Anfänger bieten die deutschen Verbraucherzentralen in ihrem Beitrag „Aktien: Geld und Risiko richtig streuen“ nützliche Tipps rund ums Investieren.

Eine weitere, eher unsichtbare Gefahr von Trading-Apps geht ausgerechnet von den niedrigen Gebühren aus. Diese können Investorinnen und Investoren dazu verleiten, zu „zocken“, also übermäßig viele Transaktionen durchzuführen. Die gesteigerte Aktivität führt bei den Anlegerinnen und Anlegern oft zu der Illusion, dass sich damit bessere Ergebnisse erzielen lassen. In Wirklichkeit verursachen hohe Handelsaktivitäten aber häufig nur Kosten und bringen selten einen Mehrwert.

Nicht zuletzt könnten Cyberkriminelle versuchen, die Benutzerkonten der Trading-Apps zu knacken. Um sich zu schützen, ist es empfehlenswert, Apps nur von vertrauenswürdigen Stores herunterzuladen, starke Passwörter zu erstellen und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu aktivieren.

Trading: Wie erkennt man unseriöse Anbieter?

Das Internet wimmelt auch von dubiosen Handelsplattformen, die mit hohen Gewinnen durch Anlagegeschäfte mit Kryptowährungen, Devisen oder sogenannten Differenzkontrakten (CFDs) locken. Vor allem in sozialen Medien werben Betrügerinnen und Betrüger für ihre Angebote.

Die Abzocke funktioniert in den meisten Fällen so: Mit einem kleinen Startkapital, zum Beispiel 250 Euro, lässt sich ein Depot eröffnen, daraufhin werden Sie für ein „Beratungsgespräch“ telefonisch kontaktiert. Hier werden dann aber persönliche Daten abgefragt oder die Gesprächspartner fordern sogar direkten Zugriff auf Ihren Computer (das funktioniert zum Beispiel mit der Software AnyDesk).

In der Folge berichten Anlegerinnen und Anleger von leergeräumten Girokonten oder von plötzlichen Verlusten in ihrem Depot. Forderungen der Nutzerinnen und Nutzer, sich das verbliebene Geld auszahlen zu lassen, ignorieren die Anbieter von nun an oder sie antworten mit weiteren Zahlungsaufforderungen, beispielsweise um vor der vermeintlichen Ausschüttung Steuern oder Gebühren zu zahlen.

Mit diesen Maßnahmen schützen Sie sich vor Betrugsversuchen:

  • Seien Sie bei Angeboten, die auf Social Media beworben werden, grundsätzlich skeptisch. Anbieter, die hohe Gewinne versprechen, ohne auf die Risiken aufmerksam zu machen, sind nicht glaubwürdig.
  • Seriöse Beraterinnen und Berater versuchen niemals, Sie zu einem Investment zu überreden. Nehmen Sie von solchen Plattformen Abstand.
  • Prüfen Sie, ob die Trading-Website ein Impressum mit inländischer Adresse, inländischer Telefonnummer, einem Vertretungsberechtigten und einer E-Mail-Adresse besitzt. Außerdem sollte ein Verweis auf das Firmenbuch mit der entsprechenden Nummer angegeben sein.
  • Gewähren Sie im Zusammenhang mit Geldanlagen niemandem Zugriff auf Ihren Computer.
  • Auch seriöse Anbieter behalten sich in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen zuweilen das Recht vor, die Wertpapiere von Kundinnen und Kunden zu verleihen. Solche Geschäfte gehen meist auf Kosten der Anlegerinnen und Anleger. Achten Sie daher auch auf das Kleingedruckte.

Hinweis

Mehr über die Tricks betrügerischer Investment-Plattformen bietet der Beitrag „Finanzmarktaufsicht warnt vor Anlagebetrug über unseriöse Plattformen“. Wenn Sie selbst betroffen sind, finden Sie auf Watchlist Internet verschiedene Anlaufstellen, wo Sie beraten werden.

Letzte Aktualisierung: 14. Juli 2023

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria