Supply-Chain Risikomanagement

Als Teilbereich von Supply Chain Management fokussiert sich Supply Chain Risikomanagement darauf, unterschiedliche Risiken in Lieferketten zu erkennen, zu bewerten, entsprechende Gegenmaßnahmen zu setzen und die Risiken laufend zu überwachen. Während klassisches Risikomanagement bereits seit vielen Jahrzehnten im Management von Unternehmen etabliert ist, zählt das Supply Chain Risikomanagement zu einer vergleichsweise neuen Disziplin, die den Fokus auf das Umfeld des Unternehmens und deren Lieferketten hat.

Supply Chain Risiken

Unter Supply Chain Risiko werden potenzielle Verluste an Effizienz und Effektivität für eine Lieferkette verstanden, die durch unsichere Ereignisse und Entwicklungen hervorgehen (Heckmann et al. 2015, S. 130). Diese Supply Chain Risiken lassen sich nach deren Risikoquellen und deren Ergebnissen in Risikoarten unterteilen. Moktadir et al. (2018) beschreibt beispielsweise folgende Unterteilung:

  • Lieferrisiken (z.B. Fluktuationen in der Liefermenge, mangelnde Informationsweitergabe, Nichtverfügbarkeit von Rohstoffen)
  • Operative Risiken (z.B. Qualitätsrisiken, Stromausfälle, Maschinenausfälle)
  • Finanzrisiken (z.B. Erhöhung der Frachtkosten, Währungsfluktuation, Zinsfluktuation)
  • Nachfragerisiken (z.B. Prognosefehler, Marktunsicherheiten, Konkurrenzrisiken)

Vier-stufiger Risikomanagement-Prozess

Das Ziel von Supply Chain Risikomanagement ist es, die Vulnerabilität des eigenen Unternehmens gegenüber Supply Chain Risiken zu minimieren. Dies erfolgt im Rahmen eines vierstufigen Prozesses, der sich in die Schritte Risikoidentifikation, Risikobewertung, Risikominimierung und Risikomonitoring gliedert.

  1. Risikoidentifikation: Im ersten Schritt des SCRM-Prozesses ist es notwendig, ganzheitlich und strukturiert potenzielle Supply Chain Risiken für die jeweilige Lieferkette zu identifizieren. Dabei können verschiedene Ansätze angewendet werden, wie z.B. Supply Chain Mapping, Ishikawa-Ursachen- und Wirkungsanalysen (CEA), oder Fehlermöglichkeits- und Einflussanalysen (FMEA).
  2. Risikobewertung: Der zweite Schritt, die Risikobewertung, umfasst eine Priorisierung der Risiken meist unter der Betrachtung von zwei wesentlichen Faktoren: Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos und das Schadensausmaß bei Eintreten des Risikos. Mithilfe von qualitativen (z.B. FMEA) und quantitativen Methoden (z.B. Monte Carlo Analyse) lassen sich die einzelnen Risiken in der Folge bewerten.
  3. Risikominimierung: Als dritten Schritt ist die Risikominimierung definiert, die sich mit der Identifikation und Umsetzung von Maßnahmen zur Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der damit verbundenen Folgen beschäftigt. Zu den Haupt-Strategien zählen Vermeidung, Reduzierung, Übertragung und Akzeptanz der Risiken, die wiederum in individuelle Maßnahmen fließen können.
  4. Risikomonitoring: Im letzten Schritt gilt es, Prozesse zu implementieren, die die laufende Risikoüberwachung in der Supply Chain übernehmen. Dazu zählen Frühwarnsysteme mit adaptiven Risikoindikatoren, die von MitarbeiterInnen laufend überwacht werden.

Grenzen von Supply Chain Risikomanagement

Aufgrund der immer steigenden Instabilität globaler Märkte und der sich schnell verändernden Umstände in den Supply Chains steigt die Bedrohung von diversen Supply Chain Risiken negativ beeinflusst zu werden, die vor Eintritt des Risikos als sehr unwahrscheinlich oder unbedeutend bewertet wurden. Die Covid-19-Pandemie, der Ukraine-Invasion und die damit einhergehenden Preissteigerungen haben jedoch gezeigt, dass Risiken außerhalb dieses klassischen Risikomanagementprozesses Strukturen verlangen, die sich schnell auf veränderte Situationen anpassen können. Ein Management-Ansatz, der hierbei unterstützt, ist Supply Chain Resilienz.

Letzte Aktualisierung: 5. Dezember 2022

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria, in Zusammenarbeit mit FH OÖ Campus Steyr