Online lernen mit YouTube, TikTok und Co.: Lernangebote für Kinder

Neue Medien haben auf Kinder und Jugendliche eine starke Anziehungskraft. Das ist für die Bildung eine Chance: Das Angebot innovativer Lernformate im Netz ist riesig. Ein Überblick.

Online lernen: Junge Menschen sitzen nebeneinander mit Notebooks und Tablets
Online lernen.  Foto Adobe Stock

Kinder und Jugendliche sind bekanntlich sehr schnell, wenn es darum geht, sich neue Technologien und Medien anzueignen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 nutzen bereits 72 Prozent der Kinder zwischen 0 und 6 Jahren zumindest gelegentlich internetfähige Geräte.

Von Erwachsenen wird dies manchmal als Problem angesehen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Beliebtheit von Videospielen, die in den 1980er Jahren die Kinderzimmer eroberten – von Autorennen bis hin zu den berüchtigten Ego-Shootern. Die Sorge, dass Videogames mit Gewaltdarstellungen eine ganze Generation emotional verkümmerter Jugendlicher hervorbringen würde, erwies sich jedoch als übertrieben.

Mittlerweile ist das Angebot von pädagogisch wertvollen Videospielen riesengroß. Das gilt auch für andere digitale Formate wie YouTube-Videos oder Podcasts. Und sogar manche Influencerinnen und Influencer in den sozialen Medien bringen Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise zum Lernen. Durch die digitalen Werkzeuge werden neue Formen des differenzierten und interaktiven Lernens möglich.

Die Lust von Kindern und Jugendlichen, mit neuen Medien zu experimentieren, lässt sich also auch für deren Bildung nutzen. Es lohnt sich deshalb besonders für Eltern und Lehrpersonen, über entsprechende Angebote Bescheid zu wissen. Dieser Artikel verschafft Ihnen einen ersten Überblick, welche Formate es in den verschiedenen Bereichen gibt, und nennt jeweils konkrete Beispiele für Online-Lernangebote im deutschsprachigen Raum.

Online lernen mit YouTube & Co.

Lehrpersonen wissen es: Videos sind schon lange ein Medium, das bei Schülerinnen und Schülern ausgesprochen gut ankommt. Statt wie früher Videorecorder oder DVD-Player in den Klassenraum zu schleppen, reicht heute eine gute Internetverbindung, um über Video-Plattformen wie YouTube oder Vimeo Zugang zu unzähligen Kanälen und Inhalten zu bekommen. Dazu kommen die kostenpflichtigen Streamingplattformen wie etwa Netflix und Disney+.

Im Stil unterscheiden sich die einzelnen Inhalte jedoch deutlich. Das Spektrum reicht von der klassischen mehr als eine Stunde dauernden Naturdoku (etwa von David Attenborough auf Netflix) bis hin zu wenige Minuten dauernden Erklärvideos auf Youtube (etwa im Politik- und Geschichte-Kanal von Mirko Drotschmann – besser bekannt als „MrWissen2go“) oder im Mathematik-Kanal von Daniel Jung. YouTuberinnen und YouTuber erklären ihr jeweiliges Thema meist in einfacher Sprache und auf lockere Weise, oft haben sie in der Vermittlungsart mehr von einer großen Schwester oder einem großen Bruder als von einer Lehrperson in der Schule. Bei den Zusehenden kommt das gut an: Dem YouTube-Kanal von Mirko Drotschmann etwa folgen über zwei Millionen Menschen.

Edu-Influencerinnen und -Influencer

Ein recht neues Phänomen sind Menschen, die bestimmte Lerninhalte (zum Beispiel Lern-, Motivations- und Produktivitätstipps) über die sozialen Medien verbreiten und dabei sich selbst – wie es für Influencerinnen und Influencer üblich ist – als Vermittelnde in den Mittelpunkt stellen. Dabei ist zu beachten, dass sogenannte „Edu Influencer“ nicht dieselbe Qualifikation wie Lehrpersonen mitbringen und häufig auch unterschwellige Produktwerbung in ihre Videos einbauen. Informieren Sie sich daher vorab, welche Ausbildung die Influencerin oder der Influencer vorweisen kann. Hinterfragen Sie außerdem die vermittelnden Inhalte bezüglich der Plausibilität.

Aber auch größere Medienhäuser haben die Möglichkeit, junge Menschen über Social Media zu erreichen, für sich entdeckt. Zu erwähnen ist hier das deutsche öffentlich-rechtliche Content-Netzwerk „Funk“, das von ARD und ZDF betrieben wird. Mit verschiedenen Multimedia-Formaten zu politischen und gesellschaftlichen Themen will es über Kanäle wie Instagram und TikTok Menschen zwischen 14 und 29 Jahren erreichen. In Österreich überlegt der ORF, in Zukunft ebenfalls eine Initiative in diese Richtung zu starten.

Hinweis

Was Eltern beachten sollten, wenn die Kinder im Netz streamen, erklärt unser Beitrag „Spotify, Netflix & Co. – Wie sicher streamt Ihr Kind im Internet?“.

Online lernen mit Podcasts

Was früher das Hörbuch oder das Radio war, ist heute der Podcast. Über ein Smartphone jederzeit und von überall abrufbar, widmen sich Podcasts verschiedensten Themen und decken dabei auch vom Stil her alle Altersklassen ab.

So findet man auf Spotify oder anderen Podcast-Apps etwa den Barbie-Podcast „Wenn ich groß bin“, in dem zwei Mädchen – die Moderatorinnen – erwachsenen Frauen Fragen zu deren Berufen, ob Feuerwehrfrau, Aktivistin oder Meeresbiologin, stellen. Andere Beispiele sind der „Geolino-Spezial“-Podcast, in dem die Moderatorin Ivy jungen Zuhörerinnen und Zuhörern ab acht Jahren die Welt erklärt, oder „Fidisophie“, ein Podcast des deutschen öffentlich-rechtlichen Kindersenders Kika, in dem Kinder ab vier Jahren anhand von kurzen Geschichten über Alltagsthemen wie Freundschaft oder Streit philosophisches Denken vermittelt bekommen.

Online lernen mit Videospielen

Viele Videospiele vermitteln heute neben Wissen auch Fähigkeiten wie analytisches Denken. Kommerziell sehr erfolgreiche Spiele wie „Assassin’s Creed“ oder „Age of Empires“ geben den jungen Gamerinnen und Gamern beispielsweise ganz nebenbei Geschichtswissen mit. Detaillierte Informationen über das pädagogische Potenzial einzelner Videospiele bietet die Plattform „Spieleratgeber-NRW“.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Spiele, die gezielt für den pädagogischen Einsatz entwickelt wurden. Eine gute Auswahl der wichtigsten „Serious Games“ (also Spiele mit pädagogischem Mehrwert) bietet die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung.

Hinweis

Wie Sie Videospiele sicher herunterladen, zeigt unser Beitrag „Sicheres Online-Gaming: Risikofreies Herunterladen und Installieren von Spielen“. Über Kostenfallen beim Gamen informiert der Artikel „In-Game-Käufe und Pay-to-Win-Spiele: Teurer Spielspaß“.

Förderung der Medienkompetenz

Ein bewusster, zunächst von Erwachsenen begleiteter Kontakt mit digitalen Medien ermöglicht es den Kindern, schon früh eine vertiefte Kompetenz im verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu entwickeln. Diese Kompetenz, die beispielsweise die Fähigkeit umfasst, seriöse Quellen zu erkennen oder Fake News zu identifizieren, hat im digitalen Zeitalter eine zunehmende demokratiepolitische Bedeutung.

Auch zu dieser Thematik gibt es verschiedene digitale Lernangebote: Das Browser-Spiel „Bad News“ etwa stärkt die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, indem es ihnen unterhaltsam die Dynamiken hinter Falschmeldungen näherbringt.

Hinweis

Eine Übersicht von Gefahren und Risiken, die bei der Nutzung sozialer Medien auftreten können, bietet der Beitrag „Soziale Medien“.

Letzte Aktualisierung: 21. September 2023

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria