Risiko Ratenkauf per Mausklick: Die Schuldenfalle vermeiden

Der schnelle Einkauf im Internet per Ratenzahlung verleitet zu Ausgaben, die man sich sonst gar nicht leisten könnte. Doch was zunächst nach einer einfachen Lösung für finanzielle Engpässe klingt, birgt langfristig Gefahren.

Mensch shoppt online am Laptop
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Fast jeder größere Onlinehändler bietet heute die Möglichkeit zu Teilzahlungen an, entweder über das eigene Haus oder über beliebte Zahlungsanbieter wie beispielsweise Klarna. Egal, ob es um größere Anschaffungen wie Einrichtungsgegenstände oder Elektronik geht, oder um kleinere Ausgaben für Mode und Geschenke im dreistelligen Euro-Bereich: Die Teilzahlungsbeträge wirken harmlos und überschaubar, jedenfalls im Vergleich zum vollen Kaufpreis. In die Schuldenfalle geraten dabei immer häufiger auch Jugendliche, die besonders auf Social Media mit permanenter und teils personalisierter Werbung konfrontiert werden.

Doch bevor Sie sich für einen Ratenkauf entscheiden, sollten Sie sowohl die eigene finanzielle Lage als auch die Vertragsbedingungen genauestens überprüfen, denn fast immer ist ein Ratenkauf mit Mehrkosten verbunden. Besonders gefährlich ist es, mehrere „kleine“ Kredite aufzunehmen, denn das erschwert den Überblick und erhöht das Risiko, einen Fälligkeitstermin zu übersehen.

Bernd Lausecker, Projektleiter im Bereich Finanzdienstleistungen beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), rät generell von Ratenkäufen ab: „Ein Kauf auf Raten ist meistens nicht sinnvoll, da üblicherweise für die Ratenzahlungen zusätzliche Kosten entstehen. Außerdem besteht dabei die Gefahr, den ‚Schuldenberg‘ vor sich herzuschieben und ihn immer stärker und teurer aufzutürmen. Eine Reaktion kommt dann meist zu spät, und spätestens wenn die Firmen – die ursprünglich den Ratenkauf als so toll und problemlos beworben haben – ein Inkassobüro einschalten, wird es schnell sehr teuer für Konsumentinnen und Konsumenten.“

Hinweis

Auch Abo-Fallen können Schulden verursachen. Worauf bei zweifelhaften Abonnements zu achten ist, lesen Sie im Beitrag „Das kann teuer werden: Die Gefahren von Abo-Fallen im Überblick“.

Kauf auf Raten: Realistische Einschätzung vornehmen

Vor der Entscheidung zu einem Kauf auf Raten sollten Sie stets zwei Dinge im Detail analysieren:

  1. Die durch den Sollzins entstehenden Mehrkosten. Die Zinssätze variieren nicht nur von Zahlungsanbieter zu Zahlungsanbieter, sondern können auch innerhalb derselben App ganz unterschiedlich sein.
    Bei dem beliebten Zahlungsdienstleister Klarna etwa betragen Sollzinsen zwischen 0 und 14,99 Prozent, bei anderen Anbietern können auch höhere Zinsen anfallen. So werden bei den bekannten Versandhändlern Otto, Universal und Quelle derzeit 21,7 Prozent Sollzinsen verrechnet. Weitere Kosten entstehen durch die in vielen Fällen verpflichtende Kreditversicherung. 

Beispiel (Musterberechnung zu Illustrationszwecken): Bei einem Warenpreis von 500 Euro, einer Laufzeit von 12 Monaten und einem Sollzinssatz von 14,9 Prozent bezahlen Sie 534,60 Euro, bei einem Sollzinssatz von 21,7 Prozent werden 555,20 Euro fällig. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten und einem Zinssatz von 14,9 Prozent beträgt der tatsächliche Preis 575,06 Euro, bei einem Zinssatz von 21,7 Prozent erhöht sich der Kaufpreis auf 607,63 Euro. Die tatsächlichen Kosten können je nach Kreditbedingungen von diesen Berechnungen abweichen.

Achtung: In manchen Shops werden die Sollzinsen auch monatlich angegeben. Der niedrige Zinssatz soll auf den ersten Blick besonders günstig aussehen, doch entspricht ein monatlicher Sollzinssatz von 1,7 Prozent einem Jahreszinssatz von etwa 20 Prozent.

  1. Die eigenen finanziellen Mittel. Mit einer einfachen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung verschaffen Sie sich Klarheit, ob überhaupt Spielraum für die Rückzahlung eines Kredits vorhanden ist.

Tipp

Bernd Lausecker vom VKI rät:
„Um abzuschätzen, ob ich einen Ratenkauf eingehen kann, muss ich mich als Konsument selbst fragen: Was habe ich in den letzten Monaten von meinem Einkommen abgezweigt und gespart? Entspricht diese monatliche Summe nicht mindestens den Raten für den Ratenkauf, muss ich mich ehrlicherweise fragen, wo ich diese Beträge einsparen kann und will.“

Den Überblick über die Ratenzahlungen behalten

Probleme entstehen in den seltensten Fällen durch eine einzige Teilzahlungsvereinbarung. Meist kommt zum ersten Kauf auf Raten ein zweiter, ein dritter, und je enger es am Monatsende finanziell wird, desto verlockender ist es, sich Neuanschaffungen dennoch zu gönnen, wenn es sich nur um geringe Ratenbeträge handelt. Doch die kleinen Beträge summieren sich, und die Abzahlung gestaltet sich von Monat zu Monat schwieriger.

Tipp

Bernd Lausecker vom VKI empfiehlt:
„Um einen realistischen Überblick über Ausgaben zu behalten – inklusive ob man noch ‚Luft‘ für Ratenkäufe hat –, führt man am besten ein Haushaltsbuch, Budgetbuch oder eine Haushaltsrechnung. Solange man die Daten darin auch wahrheitsgemäß angibt.“

Wege aus der Schuldenfalle

Wenn die Teilzahlungen nicht mehr fristgerecht geleistet werden können, drohen hohe Mahngebühren sowie in weiterer Folge Inkasso und Gerichtsverfahren. Daher sollte man im Ernstfall keineswegs den Kopf in den Sand stecken, sondern aktiv werden. Folgende Möglichkeiten können die finanzielle Situation entlasten:

  • Stundung: Handelt es sich um einen kurzfristigen Zahlungsengpass, kann ein Ansuchen um vorübergehende Stundung der Kreditraten hilfreich sein. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die zu zahlenden Sollzinsen dennoch weiterlaufen und zu einem späteren Zeitpunkt bezahlt werden müssen.
    Achtung: Manche Anbieter verlangen eine hohe Stundungsgebühr. Daher gilt es, die jeweiligen Vertragsbedingungen genau zu überprüfen, bevor man sich für diese Möglichkeit entscheidet.
  • Umschuldung: In manchen Fällen kann es ein Vorteil sein, mehrere kleine Kredite zu einem einzigen Darlehen zusammenzufassen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Sollzinsen bei einer Bank deutlich niedriger sind als die Versandhauszinsen. Auch dabei ist es nötig, die jeweiligen Vertragsbedingungen genau zu überprüfen.

Bonität im Auge behalten

Ein Faktor, der von vielen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern übersehen wird, ist die persönliche Bonität. Auch wenn Sie die Raten pünktlich bezahlen, können vorhandene Kleinkredite durchaus dazu führen, dass der Zinssatz für einen neuen, größeren Kredit höher ausfällt, etwa bei einem geplanten Haus- oder Autokauf. Werden Ratenzahlungen nicht fristgerecht geleistet, kann das dazu führen, dass weitere Kredite gar nicht mehr gewährt werden.

Hinweis

Welche weiteren Gefahren beim Onlineshopping lauern können, lesen Sie im Beitrag „Onlineshopping: Gefahren“. Hinweise zur Absicherung gegen kriminelle Machenschaften erhalten Sie hier: „Onlineshopping: Vorsichtsmaßnahmen“. Betrugsopfer finden weiterführende Informationen sowie Kontakt zu Meldestellen im Artikel „Onlineshopping: Hilfe und Anlaufstellen für Opfer von Internetbetrug“.

Letzte Aktualisierung: 4. Jänner 2023

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria