In-Game-Chats: So minimieren Sie die Risiken für Ihr Kind [Guide]
Der Austausch mit anderen Spielerinnen und Spielern macht beim Gamen Spaß. Doch über In-Game-Chats verbreiten sich auch Mobbing, Hass und Betrugsversuche. Ein Leitfaden für Eltern.
Spielen macht gemeinsam mehr Freude. Das gilt für analoge Spiele genauso wie für Videogames. Deshalb haben viele Online-Spiele eine Chatfunktion, über die Gamerinnen und Gamer im Team neue Strategien besprechen, Spielzüge der anderen kommentieren, sich gemeinsam über Erfolge freuen oder über Niederlagen ärgern können. Vor allem für Multiplayer-Spiele ist die Chat-Funktion wertvoll und manchmal sogar unverzichtbar.
Doch manche Userinnen und User nutzen In-Game-Chats nicht nur für Spielzwecke. Sind sie nicht moderiert, können Nutzerinnen und Nutzer dort auch Beleidigungen sowie diskriminierende oder extremistische Ansichten ungefiltert teilen. Die Tatsache, dass die Nachrichten meist nicht unter echtem Namen, sondern unter einem selbstgewählten Avatar-Namen erscheinen, senkt die Hemmschwelle für aggressives Verhalten zusätzlich.
Eltern stellt dies vor eine besondere Herausforderung: Wann ist es sinnvoll, ein Spiel ganz zu verbieten? Welche Themen sollte man mit Kindern besprechen? Und welche Spieleinstellungen gibt es, um Risiken zu minimieren?
Welche Gefahren lauern hinter In-Game-Chats?
Im Rahmen einer Umfrage der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League gaben von 542 befragten Kindern 60 Prozent an, innerhalb von Online-Spielen schon einmal belästigt worden zu sein. Beschimpfungen und Mobbing sind dabei nicht die einzigen Bedrohungen, denen Kinder in spielinternen Chats ausgesetzt sind.
Auch Kriminelle versuchen immer wieder, Kinder über In-Game-Chats mit Cybergrooming oder Phishing-Attacken zu ködern. Besonders gefährlich wird es, wenn Extremistinnen und Extremisten die Chats nutzen, um menschenfeindliches Gedankengut zu verbreiten oder neue Anhängerinnen und Anhänger zu rekrutieren. In der oben genannten Studie gaben 27 Prozent der Befragten an, in einem Game-Chat oder in sozialen Medien schon einmal von Rechtsextremen angesprochen worden zu sein.
Wie In-Game-Chats funktionieren und welche Gefahren im Detail von ihnen ausgehen, erfahren Sie in unserem Beitrag „In-Game-Chats: Kommunikation und Unterhaltungen in sozialen Spielen“.
Was Eltern über spielinterne Chats wissen sollten
Ein offenes, vertrauensvolles Gespräch zwischen Eltern und Kind über mögliche Gefahren in In-Game-Chats ist in vielen Fällen der beste Weg, um Ihr Kind zu schützen. Grundlegendes Wissen darüber, welche unterschiedlichen Chatangebote beim Spielen genutzt werden können, ist dafür unverzichtbar. Auf folgende Eigenschaften können Sie achten, um einen In-Game-Chat einzuordnen:
- Team- oder Spielchat? Je nach Spiel können sich entweder alle Nutzerinnen und Nutzer des Spiels gegenseitig anschreiben, oder der Austausch verläuft innerhalb einzelner Teams. Auch in geschlossenen Teams kommt man mit Fremden in Kontakt. Das Risiko, dabei an Menschen zu geraten, die spielfremde Absichten verfolgen, ist jedoch geringer.
- Interne oder externe Anwendung? Die Chatfunktion ist in vielen Spielen bereits integriert. Bei Spielen, die keine eigene Chatfunktion vorsehen, können Nutzerinnen und Nutzer auf externe Anwendungen zurückgreifen, wie Teamspeak (nach Angaben des Anbieters ab 18 Jahren erlaubt) oder Discord (nach Angaben des Anbieters ab 13 Jahren erlaubt).
- Text, Voice oder Video? Die meisten Chatangebote funktionieren als Text- oder Sprachchats, seltener als Videochats. Bei Sprachchats ist zu beachten, dass sie im Gegensatz zu Textchats kaum durch automatische Inhaltsfilter moderierbar sind. Außerdem wirken gesprochene Hassbotschaften noch stärker als schriftlich übermittelte.
Manchmal ist nicht der Chat, sondern das Spiel selbst das Problem. Wie bestimmte Anbieter mit zwielichtigen Geschäftsmodellen die Nutzerinnen und Nutzer ausnehmen, erklärt unser Beitrag „In-Game-Käufe und Pay-to-Win-Spiele: Teurer Spielspaß“.
Altersgerechte Spiele
Vor allem im Grundschulalter macht es Sinn, als Elternteil die Videospiele, die das eigene Kind spielen darf, selbst auszusuchen. Angebote wie spielbar.de oder spieleratgeber-nrw.de helfen Eltern dabei, je nach Alter und Erfahrung der Kinder geeignete Games zu finden. Auch solche Videospiele können zwar Chats anbieten, diese sind dann aber moderiert und auf kindgerechte Inhalte geprüft.
Gaming-Chats: Einstellungen für Sicherheit und Privatsphäre
Über die Einstellungen können Sie spielinterne Chats proaktiv sicherer machen. Informieren Sie sich dazu, welche In-Game-Chats Ihr Kind nutzt und welche Privatsphäre-Optionen das jeweilige Chatangebot bereithält.
Beim Chat-Dienst Discord gibt es unter „Privatsphäre und Sicherheit“ beispielsweise die Option, dass Direktnachrichten automatisch auf anstößige Inhalte durchsucht und gegebenenfalls gelöscht werden. Außerdem können Sie hier einstellen, dass nicht „jede oder jeder“ Freundschaftsanfragen an Ihr Kind schicken darf, sondern nur „Freunde von Freunden“ oder „Servermitglieder“.
Beim Chat-Dienst Teamspeak finden Sie relevante Einstellungsoptionen unter „Chat-Privacy“.
Wie Sie in Ihren privaten Chats allgemein für mehr Schutz der Privatsphäre sorgen, erklärt unser Beitrag „Messenger-Dienste: Nachrichten zuverlässig löschen und kluge Einstellungen“.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind!
Beachten Sie, dass eine Anpassung der Sicherheitseinstellungen nur dann nachhaltig effektiv ist, wenn die Änderungen gemeinsam mit Ihrem Kind vorgenommen wurden. Erklären Sie ihm, warum diese Einstellungen notwendig sind. Folgende Punkte können Teil eines solchen Gesprächs sein:
- Sensibilisieren Sie Ihr Kind für die Gefahren, die entstehen, wenn im Netz völlig fremde Menschen – oft anonym – aufeinandertreffen.
- Machen Sie Ihrem Kind verständlich, warum es wichtig ist, private Daten im Internet nicht öffentlich preiszugeben (Identitätsdiebstahl), ob in den In-Game-Chats oder in sozialen Medien.
- Raten Sie Ihrem Kind, in den spielinternen Chats möglichst nur mit Bekannten oder Freundinnen und Freunden aus dem echten Leben in Kontakt zu treten.
Bleiben Sie im Austausch und geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es sich bei Problemen jederzeit an Sie wenden kann und sollte.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria