Hybrid CoE: Europas Schutzschild gegen hybride Bedrohungen

Das Kompetenzzentrum Hybrid CoE soll die EU- und NATO-Staaten dabei unterstützen, hybride (Cyber-)Attacken abzuwehren. Wie die Einrichtung arbeitet und was wir alle gegen hybride Bedrohungen tun können.

Türkise Nullen und Einser vor Händen, die auf Tastatur tippen
Hybrid CoE. Foto: Adobe Stock

Hybride Angriffe sind besondere Arten der koordinierten Kriegsführung unter Verwendung verschiedenartiger Angriffsverfahren, um damit eine Gesellschaft oder einen Staat destabilisieren können. Zu diesen Bedrohungen zählen Cyberattacken, Desinformationskampagnen, ökonomischer Druck auf einzelne Unternehmen beziehungsweise ein ganzes Land, Einflussnahme auf Politikerinnen und Politiker oder die Androhung militärischer Angriffe. Hybride Bedrohungen zeichnen sich auch durch die kombinierte Anwendung solcher Angriffsformen aus.

Urheber oder Auftraggeber derartiger Aktivitäten sind meist autoritäre Staaten und Geheimdienste, die sich in der Regel aber nicht als Täter zu erkennen geben und ihre Beteiligung an den Vorgängen bestreiten. Für die Angreifenden bietet die hybride Kriegsführung also den Vorteil, im Verborgenen operieren zu können, ohne die Schwelle zu einer offenen militärischen Auseinandersetzung zu überschreiten.

All das macht es sehr schwierig, hybride Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren. Dazu kommt, dass offene und demokratische Gesellschaften mit ihrer geringen staatlichen Kontrolle eine perfekte Zielscheibe sind. Wie können wir uns also effektiv gegen hybride Bedrohungen wehren?

Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2018 das „European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats“ (Hybrid CoE) gegründet. Hier erfahren Sie, wie die Organisation arbeitet und was sie für die Abwehr hybrider Bedrohungen leisten kann.

Was ist Hybrid CoE?

Das Hybrid CoE ist die einzige gemeinsame Einrichtung von EU und NATO und hat ihren Sitz in Helsinki. Beschlossen wurde die Gründung des Hybrid CoE im Jahr 2016, Österreich war einer der elf Gründerstaaten. Inzwischen nehmen 35 EU- und NATO-Staaten an dem Projekt teil.

Aufgabe des Hybrid CoE ist nicht nur, Bedrohungen zu analysieren, sondern auch konkrete Tools für deren Bekämpfung bereitzustellen. Durch Schulungen, Übungen und Konferenzen bietet das Zentrum allen Teilnehmerstaaten eine interdisziplinäre Plattform, um sich über effektive Verfahren, neue Ideen und Best-Practice-Beispiele auszutauschen. Ziel ist es, die Teilnehmerstaaten resilienter gegen hybride Bedrohungen zu machen.

Bei diesen Aufgaben stützt sich das Hybrid CoE auf die Kooperation mit der EU und der NATO sowie mit Forschenden und Fachleuten aus der Praxis. Koordiniert wird die Arbeit von den Mitarbeitenden im Sekretariat des Zentrums, die aus den Mitgliedsländern nach Helsinki entsendet werden.

Hinweis

Welche Methoden und Akteure zurzeit die digitale Kriegsführung prägen, erfahren Sie in unserem Beitrag „Cyberkrieg: Die hybride Taktik im digitalen Raum“.

Wie kann sich die Gesellschaft vor hybriden Bedrohungen schützen

Der erste und wichtigste Schritt ist – nicht nur laut den Expertinnen und Experten des CoE –, ein Bewusstsein für die Bedrohungsszenarien zu schaffen und Schwachstellen in der Sicherheitsinfrastruktur zu identifizieren. Grob lassen sich drei Gebiete unterscheiden, in denen Maßnahmen notwendig sind, damit unsere Gesellschaft gegen hybride Bedrohungen resilienter wird:

  • Rechtlich-institutionelle Resilienz: Demokratische Regierungen müssen durch Gesetze und Regulierung die Möglichkeiten verringern, die den Angreifenden zur Verfügung stehen, beispielsweise indem soziale Medien dazu verpflichtet werden, gegen Fake News vorzugehen, oder bestimmte Plattformen aus dem Ausland verboten werden (derzeit wird in mehreren Ländern etwa ein Verbot der chinesischen Plattform TikTok diskutiert).
  • Technische Resilienz: Technische Maßnahmen sind vor allem gegen die Bedrohung durch Cyberattacken sinnvoll. Umfassende IT-Sicherheit und der Schutz von kritischer Infrastruktur sind dabei essenziell.
  • Gesellschaftliche Resilienz: Ein Hauptziel von hybrider Kriegsführung sind die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger in demokratischen Gesellschaften. Durch Desinformationskampagnen und das Verbreiten von Fake News in sozialen Netzwerken versuchen autoritäre Staaten die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen und das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen und etablierte Medien zu untergraben. Insofern können wir alle ein Stück dazu beitragen, unsere Gesellschaft sicherer zu machen – indem wir uns stets gut überlegen, was wir auf Social Media posten oder teilen und wem wir unser Vertrauen schenken. Eine entscheidende Maßnahme gegen hybride Bedrohungen ist deshalb die Förderung der Medienkompetenz, die eine sichere und reflektierte Nutzung von digitalen Geräten und Online-Medien sowie sozialen Netzwerken zum Ziel hat.
Tipp

Möchten Sie wissen, wie es um Ihre eigene Medienkompetenz bestellt ist? Stellen Sie Ihr kritisches Urteilvermögen auf die Probe mit dem kostenlosen Online-Test: Der-Newstest.at.

Letzte Aktualisierung: 28. Mai 2024

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria