Zeit für einen digitalen Frühjahrsputz!

Dank Corona schon alle Kästen aufgeräumt, Krimskrams-Läden sortiert und Regale geputzt? Vergessen Sie nicht auch Ihr digitales Chaos zu beseitigen!

Ungenutzt, kaputt oder immer noch super? In Kategorien ordnen

Die meisten von Ihnen kennen vermutlich die japanische Ordnungsberaterin Marie Kondo. Ihrer „Konmari-Methode“ zufolge soll man sich beim Aufräumen der eigenen vier Wände möglichst rasch entscheiden, ob einem etwas Freude bereitet („Does is spark joy?“) oder vielleicht doch wegkann. Wir behaupten, das gilt auch für das digitale Leben.

Ungenutzte oder unbeliebte Apps? Weg damit! Apps schon länger nicht mehr angeschaut, aber dennoch irgendwie nützlich? Dann „reparieren“! Schauen Sie, ob die (Privatsphäre-)Einstellungen noch Ihren Vorstellungen entsprechen und ändern Sie diese gegebenenfalls.

Ohne diese App können und wollen Sie nicht mehr leben? Müssen Sie auch nicht. Apps, die Ihnen wirklich Freude bereiten und Sie nicht mehr Geld oder Energie kosten als sie bringen, dürfen – ja müssen sogar – bleiben. Auch hier empfehlen wir aber einen kontrollierenden Blick in die vorgenommenen Einstellungen, denn selbst bei regelmäßig genutzten Apps vergisst man gerne darauf, die eigenen Standards von Zeit zu Zeit zu hinterfragen.

Warum digital aufräumen?

Wir alle lieben Apps und Soziale Netzwerke und probieren gerne Neues aus. Schnell sammeln sich aber so jede Menge Anwendungen am Smartphone oder Tablet an (Was waren nochmal Quizduell oder Houseparty?), die man eigentlich gar nicht mehr nutzt oder kennt. Das verbraucht nicht nur viel Speicherplatz am Gerät, sondern sorgt auch für überflüssigen Datenmüll.

Regelmäßiges Ausmisten ist aber auch bei aktiven Accounts gefragt: Je intensiver Soziale Netzwerke wie InstagramWhatsApp und Co. genutzt werden, desto mehr Daten und Informationen häufen sich darauf an. Darüber hinaus lassen einen veraltete Profile oder unvorteilhafte Fotos im Internet ganz schön alt aussehen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Saferinternet-Methode

Okay, wir geben es zu: Aufräumen ist für uns – anders als für Marie Kondo – keine Lebensphilosophie. Dennoch gibt es auch im digitalen Umfeld einige Schritte, die sich bewährt haben und dringend von Zeit zu Zeit durchgeführt werden sollten.

  1. Apps ausmisten
    Der erste Schritt ist vermutlich der leichteste. Alle Apps, die nicht mehr genutzt werden oder einem gar nicht mehr erst bekannt vorkommen, können weg. Apps, die das Handy zum Funktionieren benötigt, lassen sich ohnedies nicht einfach so löschen – also nur Mut!
    Auch Apps, die Zugriffsberechtigungen fordern, die über die eigentliche Nutzung hinausgehen (braucht eine Taschenlampe wirklich Zugriff auf unsere Standortdaten?) oder die uns unseriös erscheinen, können weg. Es gibt für nahezu alles eine gute Alternative – auch wenn diese manchmal vielleicht eine kleine Summe Geld anstelle unserer Daten kosten.
  2. Konten reduzieren
    Wissen Sie eigentlich überhaupt noch, in welchen Sozialen Netzwerken Sie sich registriert haben? Verschaffen Sie sich einen Überblick und löschen Sie alle Accounts und Zugänge, die Sie nicht mehr verwenden. Einmal bei Facebook angemeldet, heißt nicht, dass man immer dabeibleiben muss. Nutzen Sie unsere Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um Soziale Netzwerke zu löschen.
  3. Inhalte durchforsten
    Nicht auf alles, was man irgendwann gepostet, geliket, markiert, geteilt, kommentiert oder sonst wie im Internet veröffentlich hat, ist man im Hier und Jetzt stolz. Persönliche Einstellungen oder Wertempfindungen ändern sich im Laufe der Zeit – idealerweise auch online. Löschen Sie daher alte Beiträge, Fotos und Interaktionen und hinterfragen Sie, welches digitale Image Sie vermitteln möchten.
  4. FreundInnen aussortieren
    Klingt radikal, ist es aber nicht: Wie im echten Leben rentiert es sich auch in der Online-Welt Freundschaften regelmäßig zu hinterfragen. Weiß man überhaupt noch, wer sich hinter einem Account verbirgt? Sieht man sich auch im Offline-Leben ab und an? Oder kommt es zumindest von Zeit zu Zeit zu einem digitalen Austausch mit diesen Personen? Und: Tun einem diese Kontakte überhaupt gut? Nicht? Warum sind Sie dann noch mit Ihnen befreundet? Eben – weg damit!
  5. Gruppen hinterfragen
    Auch bei Gruppen in Sozialen Netzwerken sammelt sich mit der Zeit viel Unnötiges an. „Annas Geburtstag November 2017“ „Polterabend Paul“ „Arbeitskreis Medienrecht“? Brauchen Sie nicht mehr! Besonders in Messengern, wie WhatsApp, sorgt eine unüberschaubare Anzahl an Gruppen vor allem für eines: Stress und Chaos. Auf Facebook oder anderen Plattformen kann die Mitgliedschaft in diversen Gruppen auch ein schiefes Licht auf die eigene Person werfen oder schlichtweg zu viel über die privaten Interessen preisgeben. Stellen Sie sich die Frage: Welche Gruppe nutze ich wirklich, welche ist nur ein Relikt aus vergangenen Zeiten? Und: Möchte ich von anderen so gesehen werden?
  6. Privatsphäre-Einstellungen überprüfen
    Sie haben sich nun gründlich überlegt, welche Apps Sie behalten wollen und welche sie getrost hinter sich lassen? Gut so! Jetzt empfiehlt es sich, die Privatsphäre-Einstellungen zu überprüfen – denn nicht nur Ihre persönlichen Prioritäten, sondern auch die Möglichkeiten auf den Anwendungen ändern sich häufig. Oft werden Änderungen gar nicht oder nur versteckt an die NutzerInnen kommuniziert. Hilfestellung bieten unsere Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Schutz Ihrer Privatsphäre.
  7. Kontosicherheit überprüfen
    Ihre Apps und die damit verbundenen Informationen sind Ihnen wichtig? Dann achten Sie darauf, sichere Passwörter zu verwenden und wo möglich, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einzurichten. Wählen Sie außerdem verschiedene Passwörter und verwenden Sie nicht bloß ein Universalpasswort.
  8. Online-Image im Auge behalten
    Gut, wir reden immer nur von Apps und Sozialen Netzwerken. Aber auch außerhalb dieser sammeln sich schnell Daten über Sie im Internet an. Wissen Sie z. B. welche Daten Google von Ihnen hat? Oder auf welchen Websites Sie sonst noch auftauchen? Geben Sie in einer Suchmaschine Ihren eigenen Namen ein („Vorname Nachname“) und sichten Sie die Ergebnisse. Es tauchen veraltete oder unangemessene Inhalte oder Fotos auf? Fordern Sie die SeitenbetreiberInnen zur Löschung auf oder entfernen Sie – falls möglich – die Inhalte selbst. Richten Sie einen Google-Alert ein, um automatisch über neue Inhalte mit Ihrem Namen informiert zu werden. Holen Sie sich bei Problemen Hilfe von der Internet Ombudsstelle und setzen Sie sich jedenfalls zur Wehr.
  9. „Digitalen Nachlass“ managen
    Wir verstehen: Niemand möchte sich damit auseinandersetzen, was mit seinem Besitz nach dem eigenen Tod passiert. Dennoch ist es ratsam, auch das digitale Erbe (Daten, die im Internet bzw. auf Sozialen Netzwerken kursieren) beizeiten zu regeln. Für Hinterbliebene bedeuten zurückgebliebene Konten und Co. zusätzlich zur Trauer eine große Herausforderung – Grund genug, aktiv vorzusorgen und vor allem selbst zu bestimmen, was mit den eigenen Daten passiert. Immer mehr Online-Dienste bieten auch standardisierte Lösungen für den Fall des Ablebens an – einen Überblick bietet die Broschüre „Digitaler Nachlass“ der ISPA.
  10. Backups erstellen
    Möglich, dass die japanische Aufräumexpertin uns – nicht nur in diesem Punkt – nicht zustimmt, dennoch: Herrscht wieder einigermaßen Ordnung in Ihrem digitalen Leben, ist es Zeit für DatensicherungBeugen Sie Datenverlust vor, indem Sie Ihre Daten regelmäßig sichern, das heißt an einen zweiten Aufbewahrungsort kopieren – im Idealfall auf eine externe Festplatte, die nicht permanent mit dem Computer verbunden ist. Auch wichtige Daten auf dem Smartphone oder Tablet sollten Sie immer wieder auf die Festplatte Ihres PCs kopieren. Alternativ dazu können Sie auch spezielle Backup-Apps oder Cloud-Speicherdienste (auf Datenschutz achten!) nutzen. Ach ja! Auch Cloudspeicher und Festplatten müssen regelmäßig sortiert und aufgeräumt werden!
Letzte Aktualisierung: 5. Mai 2020

Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)