Smart TV: Wie sicher sind die intelligenten Fernseher?

Ein Smart TV verknüpft Fernsehen mit dem Internet. Das macht den Fernseher aber auch zum Datensammler und eventuell zur Zielscheibe von Cyberangriffen. Wie Sie dennoch für Sicherheit sorgen.

Großer Flachbildschirm (Smart TV) an einer Wohnzimmerwand.
Smart TV.  Foto Adobe Stock

Smart TVs halten Einzug in Österreichs Häusern. Bei einer Statista-Umfrage im Jahr 2022 gaben 55 Prozent der Befragten an, ein internetfähiges TV-Gerät zu nutzen.

Inzwischen ist fast jeder neue Fernseher ein Smart TV. Doch was genau macht die Fernsehgeräte smart, also „intelligent“? Und wie steht es bei Smart TVs um die Sicherheit Ihrer Daten?

Ein Smart TV bietet zahlreiche Vorteile, auf die viele nicht gerne verzichten möchten. Mit welchen einfachen Sicherheitsvorkehrungen Nutzerinnen und Nutzer ihre Privatsphäre trotzdem schützen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was kann ein Smart TV?

Das Erfolgsgeheimnis der Smart TVs besteht darin, internetfähig zu sein. Das heißt, Nutzerinnen und Nutzer können das TV-Gerät – wie ein Tablet oder ein Smartphone – über eine WLAN-Verknüpfung mit dem Internet verbinden. Dadurch ergibt sich im Vergleich zu konventionellen Fernsehern eine ganze Bandbreite an zusätzlichen Funktionen:

  • Auf der Mediathek Ihres Lieblingssenders können Sie nach verpassten Sendungen suchen und diese ansehen.
  • Mit Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime haben Sie Zugriff auf unzählige Serien, Filme, Dokumentationen.
  • Videoplattformen wie YouTube oder Vimeo sind direkt am Fernseher abrufbar.
  • Genauso wie Filme können Sie auch Musik streamen.
  • Sie können wie auf einem PC im Internet surfen und Videotelefonie über den Monitor nutzen.
  • Über Spiele-Apps können Sie am Fernseher auch ohne Konsole spielen.
  • Sie haben Zugriff auf Fotos und Videos, die Sie auf Cloud-Diensten gespeichert haben.
  • Inhalte von mobilen Geräten können auf den Smart-TV übertragen und dort angezeigt werden.

In der Regel funktioniert die Steuerung der Menüs auf dem Bildschirm des Smart TVs mit der Fernbedienung intuitiv. Neuere Modelle bieten aber auch die Möglichkeit, die Steuerung über Sprachbefehle oder eine Touch-Fernbedienung durchzuführen.

Infografik smarte Unterhaltungsgeräte
Smarte Unterhaltung in Österreich. Foto CAA

Heimlicher Spion im Wohnzimmer?

Ein Smart TV kann – je nach den Funktionen, die Sie nutzen – unzählige Informationen über Sie sammeln, etwa darüber, wer wann wie lange welches Programm konsumiert. Die Daten über das persönliche Nutzungsverhalten werden von den TV-Herstellern regelmäßig an Dritte, etwa an App-Anbieter, weiterverkauft.

Teilweise können sogar private Gespräche und Szenen, die sich vor dem Fernseher abspielen, mitgeschnitten und weitervermittelt werden. Während Sie fernsehen, schaut der intelligente Fernseher sozusagen zurück.

In Hinblick auf die Sicherheitslücken des Smart TV ist deshalb oft vom „Spion im Wohnzimmer“ die Rede. Die Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) hat schon 2015 vor der Gefahr für die Privatsphäre gewarnt, die von Smart TVs ausgeht. Und in Deutschland hat das Bundeskartellamt 2020 darauf hingewiesen, dass Smart-TV-Hersteller oft gegen geltendes Recht verstoßen.

Seitdem haben einige Hersteller in dieser Hinsicht nachgebessert, auch um keine happigen Bußgelder zu riskieren. Doch noch immer gibt es beim Smart TV Sicherheitslücken. Das sind einige Gefahren, die Nutzerinnen und Nutzer kennen sollten:

  • Smart TVs verfügen meistens über eine eingebaute Kamera. Was die einzelnen Hersteller und App-Entwickler über diese Kamera mitschneiden, ist für Nutzerinnen und Nutzer oft nur schwer herauszufinden.
  • Die Funktion der Sprachbefehle ist bequemer als die konventionelle Fernbedienung. Dafür kann der Fernseher dann aber auch mitlauschen, wenn das gar nicht beabsichtigt ist.

Hinweis

Wie Sie nicht nur Ihren Smart TV, sondern auch smarte Speaker vor dem Mitlauschen hindern, erfahren Sie im Beitrag „Alexa, Apple Home Pod oder Google Home – So machen Sie die smarten Speaker sicher“.

  • Ist Ihr Smart TV mit anderen Geräten verknüpft, etwa mit Ihrem Smartphone, können die Hersteller Cross-Device-Tracking betreiben. Das heißt, sie sammeln die Daten der Nutzerinnen und Nutzer und erstellen ein Nutzungsprofil über verschiedene Geräte hinweg.
  • Wie alle internetfähigen Geräte können auch Smart TVs zur Zielscheibe von Cyberangriffen durch Hackerinnen und Hacker werden. Je mehr smarte Geräte im Haus sind, desto wichtiger ist die Absicherung des privaten WLAN durch ein starkes Passwort.

Hinweis

Informationen und Tipps, wie Sie Ihr privates WLAN gegen Angriffe von Hackerinnen und Hackern absichern, finden Sie in den Beiträgen „Basisschutz für private WLAN-Netzwerke“ und „Erweiterter Schutz für private WLAN-Netzwerke“.

Praktische Empfehlungen für die Sicherheit beim Smart TV

Die gute Nachricht: Mit einigen einfachen Maßnahmen können Nutzerinnen und Nutzer ihren Smart TV ein Stück weit sicherer machen – ohne auf dessen Vorteile komplett verzichten zu müssen.

  • Informieren Sie sich möglichst noch vor dem Kauf, wie Sie Mikrofone, Kameras und die Erfassung persönlicher Daten deaktivieren können. Falls eine Änderung der Einstellungen gar nicht vorgesehen ist, sollten Sie ein anderes Modell kaufen.
  • Deaktivieren Sie, falls vorhanden und nicht wirklich benötigt, die eingebaute Kamera in den Einstellungen. Oder noch besser: Sie kleben die Kamera mit einem schwarzen Klebeband oder einem Stück Karton ab. Nur so verhindern Sie mit hundertprozentiger Sicherheit, dass die TV-Hersteller oder – noch schlimmer – Hackerinnen und Hacker private Szenen aus dem Wohnzimmer mitschneiden können.
  • Gehen Sie sofort nach dem Anschließen des neuen Fernsehers in die Einstellungen des Geräts und schränken Sie dort die Erfassung persönlicher Daten sowie die Weitergabe der Daten so weit wie möglich ein.
  • Binden Sie den Smart TV nicht in Ihr primäres WLAN ein mit dem Sie auf Ihre heiklen Daten zugreifen, sondern setzen Sie idealerweise ein zweites WLAN für solche Geräte ein. Möglich ist das etwa unter Verwendung von Gastnetzwerken die Sie nur für sich selbst nützen. Sorgen Sie auch dafür, dass die dort eingebundenen Geräte nicht untereinander kommunizieren können.
  • Verzichten Sie auf Sprachsteuerung und Videotelefonie. Beide Funktionen mögen auf den ersten Blick reizvoll klingen, sind aber auch mit einer besonders intensiven Datenerfassung verbunden.
  • Deaktivieren Sie alle sonstigen Funktionen, die Sie ohnehin ungenutzt lassen.
  • Aktualisieren Sie die Software Ihres Smart TVs. So verhindern Sie Sicherheitslücken, die bei veralteter Software auftreten können. Um die Updates nicht manuell durchführen zu müssen, können Sie die Updates in den Einstellungen automatisieren.
  • Informieren Sie sich über Sicherheitspatches („Sicherheitspflaster“), die der Hersteller bereitstellt. Damit schließen Hersteller Sicherheitslücken, die in der Vergangenheit beim Gerät aufgetreten sind.

Tipp

Wie Sie einen Gastzugang oder ein Gastnetzwerk für Smart TVs und vergleichbare Geräte einrichten können lesen Sie beispielsweise im Beitrag „Sichere WLAN-Einstellungen anhand einer Fritz!Box“. Weitere Informationen zur Absicherung Ihres WLANs finden Sie im Technologie-Schwerpunkt „IT-Sicherheit im privaten WLAN“.

Letzte Aktualisierung: 13. April 2023

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria