Smart Glasses und Privatsphäre: Was können die smarten Brillen?

Intelligente Brillen mit KI-Funktionen könnten bald in vielen Lebensbereichen zur Anwendung kommen. Es gibt aber auch Kritik: Vor allem in Sachen Privatsphäre bieten die Brillen noch wenig Durchblick.

Frau mit intelligenter Brille
  Foto Adobe Stock

Smart Glasses, auch Datenbrillen genannt, gibt es schon lange. Bereits im Jahr 2013 brachte der Digitalkonzern Google seine „Google Glass“ auf den Markt. Den großen Durchbruch haben die intelligenten Brillen aber nicht geschafft – jedenfalls bis jetzt. Das lag zum einen an technischen Mängeln, andererseits an ungeklärten Fragen rund um den Datenschutz.

Doch das könnte sich bald ändern. Da die Anwendungsmöglichkeiten so vielfältig sind, arbeiten viele Unternehmen weiterhin an eigenen Datenbrillen und so kamen in jüngster Zeit einige erfolgversprechende Modelle auf den Markt. Selbst große Brillenhersteller wie Ray-Ban nutzen mittlerweile die Technologie. Wichtige Fragen hinsichtlich des Datenschutzes bleiben aber weiterhin offen.

Wie funktionieren Smart Glasses?

Mit Smart Glasses ist es zunächst möglich, die Umgebung visuell wahrzunehmen. Was die Datenbrillen aber von herkömmlichen Augengläsern unterscheidet, ist der Einsatz von „Augmented Reality“ (AR), also die „Anreicherung“ der realen Welt durch die Einblendung digitaler Elemente, sowie die Verbindung mit dem Internet und verschiedene KI-Funktionen.

Hinweis

Weitere Informationen zu AR bietet der Beitrag „Augmented Reality: Cybersicherheit in der dritten Dimension“.

Dank dieser Technologien macht die Brille zusätzliche Informationen zur Umgebung sichtbar oder vermittelt diese per Sprachnachricht. Bei den neuen Smart Glasses von Meta mit KI-Funktionen reicht es beispielsweise zu sagen: „Hey Meta, sag mir, was du siehst“, und die Brille liefert in Echtzeit Informationen über den Gegenstand, den man gerade vor sich hat. Das kann zum Beispiel bei einer Stadtbesichtigung praktisch sein. Darüber hinaus lassen sich mit Smart Glasses je nach Ausstattung auch Fotos machen, Videos drehen oder Textnachrichten lesen.

Mit diesen Eigenschaften sind Smart Glasses auch für Unternehmen sehr attraktiv. „Hands-free“ Lagerverwaltungsanwendungen sowie der ortsunabhängige Zugang zu digitalen Patientenakten machen die intelligenten Brillen unter anderem im Bereich der Logistik, der Medizin und der Industrie zu interessanten Möglichkeiten, den Arbeitsalltag zu optimieren. Datenbrillen können zudem einen Beitrag zur Inklusion von Personen mit Beeinträchtigungen leisten. Ein Beispiel ist die Anwendung bei tauben Menschen. Indem die Brille gesprochene Worte in Echtzeit visualisiert, können die Nutzerinnen und Nutzer Unterhaltungen auch ohne Gebärdensprache folgen.

Für den privaten Gebrauch haben Smart Glasses bislang vor allem aus drei Gründen nicht vollständig überzeugt: Erstens lassen sich viele Funktionen auch auf herkömmlichen Smartphones nutzen. Zweitens sind Datenbrillen teuer, was sich allerdings in naher Zukunft ändern könnte. Drittens bleiben wichtige Aspekte des Datenschutzes weiterhin ungeklärt.

Wie genau schauen Smart Glasses auf unsere Daten?

Der Zugriff auf persönliche Daten betrifft nicht nur Trägerinnen und Träger von intelligenten Brillen, sondern auch ihr Umfeld. Bereits vor dem Verkaufsstart des ersten „Google Glass“-Modells stand die Datenbrille in den USA in der Kritik: Die Sorge des US-Kongresses bezog sich dabei insbesondere auf die Privatsphäre Dritter. Um das Misstrauen zu zerstreuen, gab Google schließlich bekannt, keine Funktion zur Gesichtserkennung in seinen Smart Glasses zuzulassen.

Da der Verkauf von „Google Glass“ 2023 eingestellt wurde und – insbesondere in Europa – strengere Datenschutzrichtlinien gelten, ist die Gesichtserkennung bei Datenbrillen zwar ausgeschlossen. Folgende Bedenken stehen aber nach wie vor im Raum:

  • Nutzerinnen und Nutzer von Smart Glasses könnten private Gespräche und Situationen unbemerkt mitschneiden. Während man für einen Videomitschnitt mittels Smartphone das Gerät sichtbar auf den Aufnahmegegenstand richten muss, geht das mit Smart Glasses ganz unauffällig: Alles, was die Nutzerin oder der Nutzer sieht, kann aufgenommen werden. Für Personen, die das tun, hat sich sogar ein eigener Begriff entwickelt: „Glassholes“. Neuere Modelle setzen auf ein rotes Signallicht am Rahmen der Brille, sobald das Gerät im Aufnahmemodus ist. So soll für andere Menschen sichtbar sein, dass gerade aufgezeichnet wird.
  • Sprachsteuerung: Wenn sie aktiviert ist, hört die Brille praktisch alles mit, was akustisch um sie herum passiert. Die Funktion lässt sich aber auch deaktivieren.

Hinweis

Das Problem des Mitlauschens teilen sich Smart Glasses mit allen anderen Geräten, die per Sprachsteuerung funktionieren. Wie Sie verhindern abgehört zu werden, erfahren Sie im Beitrag: „Alexa, Apple Home Pod oder Google Home – so machen Sie die smarten Speaker sicher“.

  • Anfälligkeit für Cyberangriffe: Noch nicht geklärt ist auch die Frage, wie sich mit Sicherheit verhindern lässt, dass sich Unbefugte die Funktionen intelligenter Brillen zunutze machen. Kriminelle könnten etwa das System einer Brille hacken und mithilfe der integrierten Kamera die Eingabe sensibler Informationen wie etwa Geburtsdatum, Wohnadresse oder Bankdaten mitverfolgen, um ihren Opfern finanziellen Schaden zuzufügen oder deren Identität zu „stehlen“.

Hinweis

Eine effektive Maßnahme gegen Cyberangriffe ist die Verwendung einer VPN-Verbindung. Wie VPN funktioniert und für sicheres Surfen im Internet sorgt, lesen Sie in unserem Beitrag „VPN einrichten: Anleitungen und Sicherheitsaspekte“.

Letzte Aktualisierung: 9. Februar 2024

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria