Dubiose Briefe: Warum die Online-Gefahr auch offline lauert

Scammer werfen ihre Netze nicht nur im Internet aus. Sie versuchen ihre Opfer auch über den klassischen Postweg zu erreichen und so in ihre Online-Maschen hineinzuziehen. Bei welchen Briefen Vorsicht angebracht ist, bei welchen man zumindest nachfragen sollte und welche ohne Umwege in den Papierkorb wandern können, erklärt dieser Artikel.

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Foto: AdobeStock

Erbschaftsbetrug per Briefzustellung

Im Briefkasten wartet ein äußerlich unscheinbares Schreiben. Der Absender: Ein unbekannter Mann. Adressiert ist das Ganze nicht allgemein „an einen Haushalt“ sondern konkret an eine an dieser Adresse lebende Person. 

Wer den Brief öffnet, hält ein klassisches Betrugsschreiben in Händen, dessen Inhalt typischer nicht sein könnte. Es geht um das prall gefüllte Konto eines angeblichen entfernten Verwandten, der vor einiger Zeit gestorben sei. Der Absender – Herr Surendra Rosha, Co-Geschäftsführer für Asien und den Mittleren OstenHSBC Hongkong – skizziert das weitere Vorgehen:

  • Da der Empfänger oder die Empfängerin denselben Familiennamen wie die verstorbene Person trägt, sei er oder sie „in einzigartiger Position, um als rechtmäßiger Angehöriger anerkannt zu werden und dieses außergewöhnliche Erbe zu sichern – eine seltene Chance.“ Immerhin geht es angeblich um 89.754.950 Dollar!
  • Der vermeintliche Co-Geschäftsführer will die ganze Angelegenheit so rasch wie möglich abwickeln und erwartet dafür natürlich auch eine finanzielle Gegenleistung. Er schlägt folgende Aufteilung vor: 40 % für die Erb/innenseite. 55 % für ihn und 5 % für wohltätige Zwecke.
  • Abschließend bitten die Betrüger/innen um eine Kontaktaufnahme per E-Mail. Der weitere Ablauf verlagert sich ins Internet. Das erlaubt den Kriminellen, direkter und schneller mit ihren Opfern zu kommunizieren, als das über den Postweg möglich wäre.
  • Die Mail-Domain erinnert dabei entfernt an tatsächlich existierende Institutionen. In diesem Fall ist das die Hongkong and Shanghai Banking Corporation – kurz HSBC, eine internationale Großbank mit Sitz in London. Die betrügerische Mail-Adresse: st.rosha7777@contacthsbchk.com.

Nach einigem Hin und Her läuft es bei dieser Art der Betrugsmasche stets auf die Überweisung einer gewissen Bearbeitungsgebühr oder sonstigen Steuern hinaus. Erst wenn diese übermittelt seien, könne das Erbe ausbezahlt werden. Die Betrüger/innen lassen sich dabei immer neue, noch anstehende Abgaben einfallen. Sie pressen ihr Opfer so lange aus, bis dieses entweder kein Geld mehr hat oder den Betrug von sich aus durchschaut.

Hinweis

Der Lockvogel existiert! Wer sich im Netz auf die Suche nach Surendra Rosha macht, wird feststellen, dass dieser existiert und auch tatsächlich der Co-Geschäftsführer der HSBC für Asien und den Mittleren Osten ist. Die Kriminellen haben in der Vorbereitung also zumindest ihre Hausaufgaben gemacht. Mit der Masche hat er selbstverständlich nichts zu tun.

Briefanschreiben Erbschaft
Ein typisches betrügerisches Anschreiben. Die Kriminellen versuchen ihre Opfer per Brief in die Masche hineinzuziehen. Foto: ÖIAT

Inkasso-Forderungen nach Online-Shopping

Eine zweite, nicht automatisch betrügerische, aber zumindest dubiose Masche: Betroffene finden in Ihren Briefkästen überraschend ein Inkassoschreiben. Angeblich seien offene Rechnungen eines Online-Shopping-Trips nicht beglichen worden. Hier liegt also nicht das Ende der Ereigniskette im Internet, sondern der Beginn. 

Wichtig in so einem Fall: Nicht in Panik geraten! Im Normalfall lassen sich derartige Probleme rasch aus der Welt schaffen.

  • Überprüfen Sie zunächst die angeblich betroffenen Kund/innenkonten und stellen Sie fest, ob es die offene Rechnung tatsächlich gibt. Manchmal kann man im hektischen Alltag etwas übersehen.
  • Sollte es keine ausständigen Zahlungen geben, wenden Sie sich an den Customerservice des Onlineshops und erklären Sie die Situation schriftlich. Beziehen Sie sich auf das Inkassoschreiben und halten Sie fest, dass alle offenen Rechnungen bereits beglichen sind.
  • Kontaktieren Sie zudem das Inkasso-Büro und erklären Sie auch in diesem Fall, dass es keine offenen Forderungen gibt.
  • Sollte der Shop weiterhin auf seiner Forderung bestehen oder sich das Inkasso-Büro uneinsichtig zeigen, wenden Sie sich an die Internet Ombudsstelle.

Natürlich werden auch gefälschte Inkassoschreiben per Post verschickt. Ein Grund mehr, nachzufragen und der Sache auf den Grund zu gehen. In so einer Situation lösen sich die Probleme dann meist rasch auf.

Hinweis

Zwar nicht Online, dennoch gefährlich! Der Vollständigkeit halber: Im realen Briefkasten tummeln sich häufig dubiose Schreiben, die zwar nichts mit der Online-Welt zu tun haben, aber dennoch gefährlich sind. Auch derartige Meldungen erreichen uns immer wieder. Geht es um die postalische Versendung von Bargeld, angeblich wartende Gewinne, umfassende Heilversprechen etc., haben die Hintermänner in der Regel nur das Geld ihrer Opfer im Visier. In allen derartigen Fällen gibt es eigentlich nur eine Option: Ab damit in den Papierkorb.

Letzte Aktualisierung: 18. Dezember 2025

Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)