Wie manipulatives Spieldesign unser Verhalten beeinflusst: Eine Studie zu Dark Patterns
Sebastian Schrittwieser, Key Researcher bei SBA Research, untersuchte im Auftrag der AK Niederösterreich mit seinem Team die Wirkung sogenannter Dark Patterns in Handyspielen.
Dabei handelt es sich um gezielt eingesetzte Designelemente, die Spieler/innen zu bestimmten Handlungen bewegen – häufig ohne deren informierte Zustimmung und oft gegen ihre eigenen Interessen.
Dark Patterns sind manipulative Designstrategien, die etwa das Weiterspielen fördern, zu In-App-Käufen verleiten oder das Sammeln persönlicher Daten erleichtern. Besonders in mobilen Spielen sind sie weit verbreitet und wirken sich auf das Spielverhalten, die Nutzungsdauer und die Zahlungsbereitschaft der Spielenden aus. "Sie sind so tief in moderne Apps integriert, dass viele Nutzer/innen sie gar nicht mehr als ungewöhnlich wahrnehmen", erklärt Sebastian Schrittwieser.
In einer eigens entwickelten Spiele-App wurde untersucht, wie sich verschiedene Dark Patterns auf das Spielverhalten auswirken. Über 160 Teilnehmende installierten das Spiel auf ihrem Smartphone oder Tablet und wurden zufällig unterschiedlichen Spielbedingungen zugeteilt: ohne Dark Patterns, mit einem spezifischen Dark Pattern oder mit mehreren Dark Patterns kombiniert.

Zu den eingesetzten Mustern zählten unter anderem:
- "Fear of Missing Out" (tägliche Belohnungen)
- "Variable Rewards" (Glücksrad mit wechselnden Gewinnen)
- "Competition" (fiktionale Highscore-Tabelle)
- "Playing by Appointment" (Push-Benachrichtigungen)
- "Complete the Collection" (farbliche Gruppierung von Levels)
Während des 30-tägigen Studienzeitraums wurden Spieldauer, Spielhäufigkeit und subjektive Eindrücke mittels Fragebögen erfasst.




Die Ergebnisse zeigen deutlich: Sowohl einzelne als auch kombinierte Dark Patterns führen zu längerem und häufigerem Spielen. Besonders relevant ist dies im Hinblick auf vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, die sich diesen Mechanismen oft nur schwer entziehen können. Ein Zusammenhang mit soziodemographischen Faktoren konnte aufgrund der geringen Stichprobengröße nicht statistisch gesichert nachgewiesen werden – die deskriptiven Daten deuten jedoch auf mögliche Unterschiede hin.
„Die Studie unterstreicht die dringende Notwendigkeit für mehr Aufklärung und gesetzliche Regelungen, um Dark Patterns in digitalen Spielen zu erkennen und zu regulieren. Entwickler/innen sollten verpflichtet werden, transparenter über eingesetzte Mechanismen zu informieren – besonders wenn es um jugendliche Zielgruppen geht“, fasst Sebastian Schrittwieser zusammen.
Dark Patterns haben tiefgreifende Auswirkungen auf unser digitales Verhalten – von zusätzlicher Bildschirmzeit bis hin zu finanziellen Ausgaben. Die Forschung von Sebastian Schrittwieser trägt dazu bei, diese Einflüsse sichtbar zu machen und den Diskurs über digitale Ethik weiter voranzutreiben.
Weitere Informationen
- Spiel: Jelly Fun
- Link zur Studie
Rückfragehinweis:
- Sebastian Schrittwieser
Key Researcher - SBA Research
E-Mail: sschrittwieser@sba-research.org
Für den Inhalt verantwortlich: SBA Research