Ratgeber: Was Eltern über Discord wissen müssen

Discord wird bei Jugendlichen immer beliebter. Für viele Eltern ist der Discord-Hype nicht ganz nachvollziehbar. Wir erklären, wie die Anwendung genutzt wird und geben Tipps zum sicheren Umgang.

Collage: Was ist Discord
Die Gaming-Plattform Discord ist mittlerweile nicht mehr nur bei GamerInnen beliebt. Foto Collage: Saferinternet.at

Was ist Discord? 

Eigentlich kommt Discord aus der Gaming-Szene. Die Idee dahinter: NutzerInnen können miteinander chatten, während sie gleichzeitig spielen. Möglich ist das durch die vielfältigen Funktionen von Discord.

Am Besten lässt sich das an einem Beispiel erklären:

Lina ist begeisterte Fortnite-Gamerin. Für ihre FreundInnen, mit denen sie gerne spielt, eröffnet sie daher einen Discord-Server zu Fortnite. Das ist wie eine Art Gruppe, in der sich die TeilnehmerInnen zu einem bestimmten Thema austauschen können.

In diesem Server eröffnet Lina ein paar "Channel“: Einen nennt sie "allgemeiner Chat“, hier kann man einfach ein wenig plaudern – per (Sprach-)Chat oder Video. Im Channel "Börse“ können die TeilnehmerInnen bestimmte Artikel aus dem Spiel tauschen und im Channel "Gaming“ wird gespielt. Das ist möglich, da bei Discord nicht nur Bilder, Videos oder Dateien übertragen werden können, sondern auch andere Anwendungen – wie eben ein aktuell gespieltes Fortnite-Spiel. Eine weitere Besonderheit von Discord: TeilnehmerInnen können sich auch mit anderen Plattformen vernetzen, zum Beispiel mit Twitch, Spotify oder Facebook.

Wieso ist Discord bei Jugendlichen beliebt? 

Mittlerweile ist Discord viel mehr als nur eine Anwendung für Gamerinnen und Gamer. Gegenseitiger Austausch und Unterstützung findet nicht nur im Spielebereich, sondern in allen Bereichen statt, die für Jugendliche interessant sind: Lerngruppen, der Austausch zu bestimmten Hobbies oder auch gemeinsames Musikhören sind heute weit verbreitet. In Corona-Zeiten können FreundInnen auch Geburtstage oder Silvester gemeinsam feiern. Es ist also vor allem die Möglichkeit, sich auf unterschiedliche Arten zu unterhalten und dabei eine gute Zeit miteinander zu verbringen, die für Jugendliche interessant ist.

Welche Risiken gibt es bei der Nutzung? 

Wie alle Online-Plattformen birgt auch Discord gewisse Gefahren. Als Elternteil sollten Sie mit Ihren Kindern über potenzielle Risiken offen sprechen.

Datennutzung 

Discord kann kostenlos und ohne Werbung verwendet werden. Es gibt zwar die Möglichkeit einen Premium-Account zu erwerben, dennoch stehen hinter vielen kostenlosen und werbefreien Plattformen oftmals weitere Finanzierungsmodelle. Besonders lukrativ und beliebt ist der Verkauf von NutzerInnen-Daten an Dritte. In den Privatsphäre-Einstellungen kann die Weitergabe der Daten eingeschränkt werden. Außerdem lassen sich dort auch alle gesammelten Daten anfordern. So behalten die NutzerInnen einen Überblick darüber, welche Daten gesammelt werden.

Fehlende Verschlüsselung 

Im Gegensatz zu vielen anderen Messenger-Diensten, werden Unterhaltungen auf Discord nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Dadurch sind Nachrichten, Fotos, Videos, Sprachnachrichten oder Dateien nicht geschützt. Wir empfehlen, keine privaten Inhalte auf Discord zu teilen. Auch von der Weitergabe intimer Fotos oder Videos über Discord raten wir ab.

Unerwünschte Kontaktaufnahme 

Wie in anderen digitalen Räumen, kann es auch auf Discord vorkommen, dass die Plattform missbräuchlich genutzt wird. Insbesondere in großen Gruppen mit vielen unbekannten Personen, kann es leider passieren, dass Jugendliche sexuell belästigt, gemobbt, bedroht oder erpresst werden. Die Wahrscheinlichkeit auf solche unerwünschten Kontakte zu stoßen, ist auf Discord jedoch nicht höher als auf anderen Plattformen. Besondere Vorsicht ist außerdem bei Menschen mit extremistischen Ideologien geboten. Discord ist ein beliebter Kanal bei Rechtsextremen.

Tipps für Eltern 

  • Discord gemeinsam entdecken.
    Durch die vielen Anwendungsmöglichkeiten ist es für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar, wieso und wie Discord genutzt wird. Gehen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind auf "Erkundungstour“. Dadurch verstehen Sie eher, warum Ihr Kind die Plattform nutzt und können gleichzeitig Gefahren besser einschätzen.
  • Privatsphäre schützen.
    In den Privatsphäre-Einstellungen kann zum Beispiel ausgewählt werden, wer Nachrichten schicken oder wer innerhalb einer Gruppe TeilnehmerInnen hinzufügen darf, aber auch was mit den NutzerInnen-Daten passiert. Gehen Sie mit Ihrem Kind die Privatsphäre-Einstellungen gemeinsam durch und besprechen Sie, wieso die Themen Datenschutz und Privatsphäre wichtig sind.
  • Datenpreisgabe besprechen.
    Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welche Inhalte es auf Discord lieber nicht teilen sollte. Besonders wichtig ist dabei, dass veröffentlichte Informationen keine Rückschlüsse auf ihr Kind möglich machen. Discord-NutzerInnen können ihren Status personalisieren, um sich selbst zu beschreiben. Ihre Kinder sollten sich hier die Frage stellen, welche persönliche Daten sie preisgeben wollen.
  • Verhalten reflektieren.
    Vor allem jüngere NutzerInnen müssen erst lernen, welche Verhaltensweisen, welche Sprache und welche Inhalte in digitalen Räumen akzeptabel sind und welche für andere Personen schädigend sein können. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Erklären Sie Ihrem Kind, was es tun kann, wenn es auf angstmachende Inhalte oder Beschimpfungen trifft.
  • Sensible Inhalte schwärzen.
    Discord bietet sogenannte "Spoiler Tags“ an, um Texte zu schwärzen. Mit || diesen zwei Strichen am Anfang und am Ende eines Textes || werden Spoiler Tags erstellt. LeserInnen müssen dann aktiv auf den Text klicken, um ihn sehen zu können. Eigentlich wurde das Tool eingeführt, um Film- und Serien-Spoiler zu verhindern. Es bietet sich aber auch hervorragend an, um sensible Inhalte oder mögliche Trigger zu markieren.
Letzte Aktualisierung: 9. April 2021

Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)