Ein Handy unterm Weihnachtsbaum

Die Überraschung ist perfekt – endlich gibt’s zu Weihnachten das lang ersehnte, erste eigene Handy. Wie Sie Ihr Kind dabei am besten begleiten, erfahren Sie hier.

Symbolbild: Geschenk, Weihnachtsbaum
Ein eigenes Handy für unsere Jüngsten kann viele Vorteile haben – auch für uns Eltern. Foto Unsplash

Gehört ein Handy unter den Weihnachtsbaum?

Keine Frage: Das erste eigene Handy ist ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Wann genau es Zeit für das erste eigene Handy ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich ist es aber durchaus zu empfehlen, so ein großes Geschenk zu einem besonderen Anlass zu überreichen – warum also nicht an Weihnachten? Entscheidungshilfen, ab wann ein eigenes Handy sinnvoll ist, finden Sie hier.

Schenken allein reicht nicht

Die Freude Ihres Kindes ist bestimmt groß – endlich ein eigenes Handy! Damit haben Sie aber erst den ersten Schritt getan. Jetzt geht es darum, Ihr Kind bei seiner Handynutzung zu unterstützen und darauf zu achten, dass die Sicherheitseinstellungen des Handys und der Apps Ihren Vorstellungen entsprechen. 

Einige wichtige Sicherheitseinstellungen am Gerät können Sie bereits vor der großen Bescherung vornehmen – damit ersparen Sie sich vermutlich einiges an Stress.

Andere Einstellungen nehmen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Kind vor. Schauen Sie sich an, welche Anwendungen es nutzen möchte und nehmen Sie sich die Zeit, die Einstellungsmöglichkeiten durchzugehen.

Achtung

Seien Sie vorsichtig mit Kinderschutz-Apps

Kinderschutz-Apps können in manchen Fällen durchaus hilfreich sein. Installieren Sie diese jedoch nicht, ohne Ihr Kind darüber zu informieren. Das könnte Ihre Vertrauensbasis empfindlich stören. Bedenken Sie außerdem, dass auch ein technischer Kinderschutz keinen hundertprozentigen Schutz bieten kann.

Einstellungen direkt am Gerät

  • Vermeiden Sie unerwünschte Kosten, indem Sie In-App-Käufe deaktivieren. Für Kinder ist es oft schwer, Werbung innerhalb von Spielen zu erkennen.
  • Sperren Sie Mehrwertnummern und Dienste von sogenannten Drittanbietern – entweder online oder über die Hotline des Mobilfunkanbieters.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihrem Kind im App-Store nur altersgerechte Apps angeboten werden, indem Sie entsprechende Filter setzen. Bedenken Sie aber: Kein Filter schützt zu hundert Prozent!
  • Deaktivieren Sie Pop-Up-Fenster und vermeiden Sie so, dass Ihr Kind beim Surfen im Browser auf unerwünschte Inhalte stößt.
  • Kontrollieren Sie, auf welche Funktionen (Kamera, Standort, Mikrofon etc.) Apps zugreifen und schränken Sie diese ein. Für manche Apps ist der Zugriff auf die Kamera notwendig, damit sie genutzt werden können, für andere nicht.
  • Für Android-NutzerInnen: Viele Sicherheits-Einstellungen können direkt im Google-Konto (welches Sie für die Nutzung eines Androidgerätes brauchen) vorgenommen werden. Deaktivieren Sie zum Beispiel die Speicherung von Standortdaten und aktivieren Sie den Safe Search-Filter.
  • Bei einem iOS-Gerät können Sie in den Einstellungen festlegen, dass das Handy zu bestimmten Zeiten nicht genutzt werden kann (z.B. in der Nacht von 20:00 bis 06:00 Uhr). Sie können auch konkrete Nutzungszeiten für Apps festlegen und Ihre Einstellungen mit einem Sperrcode vor Änderungen Ihres Kindes schützen.
  • Auch bei Android-Geräten kann die Nutzungszeit eingeschränkt werden (Einstellungen > Digitales Wohlbefinden und Kindersicherung), jedoch können sich die Funktionen von Gerät zu Gerät unterscheiden.
  • Um sicherheitstechnisch immer auf dem neuesten Stand zu sein, ist es wichtig, regelmäßige Systemupdates durchzuführen. Stellen Sie ein, dass sich Apps automatisch aktualisieren.

Einstellungen in den Apps

Die meisten Sozialen Netzwerke und  Messenger bieten eigene Sicherheitseinstellungen, auch wenn diese in manchen Anwendungen etwas schwieriger zu finden sind. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Apps es zu welchem Zweck nutzen möchte und optimieren Sie gemeinsam mit ihm die App-Einstellungen.

Vermeiden Sie von vornherein Konflikte

Vereinbaren Sie gleich zu Beginn Regeln für die Handynutzung

Wer zahlt die Handyrechnung? Wer kommt für die Kosten von Apps und In-App-Käufen auf? Muss Ihr Kind beim Herunterladen von Apps um Erlaubnis fragen? Welche Inhalte dürfen genutzt werden?

Lesen Sie hier, worauf man bei gemeinsamen Familienregeln achten sollte. 

  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über mögliche Risiken der Handynutzung, z.B. Kostenfallen oder Belästigungen in Online-Spielen und Sozialen Netzwerken. Nutzen Sie hierfür unterstützend unsere Info-Flyer für Jugendliche und Kinder ab dem Volksschulalter.
  • Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind den gewählten Handytarif an. Was kostet wie viel? Wann wird es teuer? Nutzen Sie obengenannte Sperrmöglichkeiten beim Mobilfunkanbieter (z.B.Mehrwertdienste, mobiles Internet, Bezahlen mit dem Handy) oder direkt am Gerät (z.B. für InApp-Käufe und Daten-Roaming).
  • Schaffen Sie klare Verhältnisse. Kinder empfinden ihr Handy meist als streng privat. Wenn man das als Eltern anders sieht, muss dies klar besprochen werden (z.B. "Das Handy ist nur geliehen, nicht geschenkt!").
  • Legen Sie sich auf einen gemeinsamen Kommunikationskanal fest. Treffen Sie vorab Vereinbarungen, über welchen Kanal Sie mit Ihrem Kind kommunizieren. Meist kommunizieren Kinder und Jugendliche über unterschiedliche Kanäle mit FreundInnen und Familie.
  • Suchen Sie Apps gemeinsam mit Ihrem Kind aus. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Apps es verwenden möchte. Beachten Sie beim Kauf eines neuen Gerätes, dass genügend Speicherplatz für die Nutzung zur Verfügung steht.
  • Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre! Kinderschutz-Apps und andere Kontrollanwendungen sind oft nicht der richtige Weg, Ihr Kind vor negativen Erfahrungen zu bewahren. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiß, dass es sich im Ernstfall an Sie wenden kann.
  • Rüsten Sie Ihr Kind für den Ernstfall. Ihr Kind muss wissen, wie es sich in einer Krisensituation auch ohne Eltern verhalten kann. Weglaufen, aus der Gefahr bringen, Hilfe holen. Denn nicht immer können Eltern erreichbar sein.
  • Drohen Sie nicht mit Handy-Verbot. Klar muss es Konsequenzen haben, wenn vereinbarte Regeln nicht eingehalten werden, seien Sie jedoch zurückhaltend mit Drohungen, das Handy zu verbieten. Das führt möglicherweise dazu, dass Ihr Kind sich bei Problemen – aus Angst das Handy zu verlieren – nicht an Sie wendet.

Holen Sie sich Unterstützung

Es kann immer etwas schief gehen. Bleiben Sie ruhig, die richtige Beratungsstelle wird Sie bei der Lösung des Problems unterstützen. Bei Problemen mit unerwünschten Abos, fragwürdigen E-Mails oder Fake-Shops ist die Watchlist Internet eine gute Anlaufstelle. Bei Problemen mit Bildern im Netz, Datenschutz oder Online-Shopping hilft die Internet Ombudsstelle.

Video-Tipps

Letzte Aktualisierung: 16. Dezember 2021

Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)