Cheap Fake: audiovisuelle Fälschungen mithilfe einfacher Mittel

Cheap Fakes sind audiovisuelle Manipulationen von Videos und Fotos, die mit einfachen Mitteln erstellt wurden. Hier erfahren Sie, wie Cheap Fakes funktionieren und wie man sie erkennt.

Hand, das Smartphone in der Hand hält
Cheap Fake Foto Adobe Stock

Bei sogenannten Cheap Fakes (auch Shallow Fakes genannt) handelt es sich um audiovisuelle Fälschungen, also um manipulierte Fotos oder Videos. Im Unterschied zu den technologisch weitaus anspruchsvolleren Deep Fakes, deren Technologie auf Künstlicher Intelligenz und Machine Learning basiert, können Cheap Fakes mit einfach zugänglichen Methoden und herkömmlichen Programmen hergestellt werden. Aus diesem Grund sind entsprechende Fälschungen besonders in Sozialen Medien weit verbreitet und stellten in Bezug auf Desinformation bisher ein größeres Problem dar als Deep Fakes, deren Technologien jedoch zunehmend leichter zu bedienen sind.

Hinweis

In unserem Artikel Deepfakes: Falsches Vertrauen in Videos finden Sie ausführliche Informationen über die Deep Fake-Technologie. Zur Entstehungsgeschichte können Sie sich in unserem Beitrag Die Entstehung von Deep Fakes auf Reddit und ihre Verbreitung informieren. 

Cheap Fakes dienen oftmals der reinen Unterhaltung, sie können aber auch als Propagandamittel dienen, Falschinformationen verbreiten und gezielt Personen diffamieren. In Umlauf gebracht werden sie bevorzugt in Sozialen Medien. Hier können audiovisuelle Manipulationen ungefiltert, daher ohne Faktencheck, leicht verbreitet werden und in vielen Fällen auch viral gehen.

Wie funktionieren Cheap Fakes?

Ein wesentliches Merkmal von Cheap Fakes ist die Rekontextualisierung. Medieninhalte werden mit einfacher Bild- oder Videobearbeitung in einen neuen Kontext gestellt und für bestimmte Zwecke umgedeutet. Hierdurch verändert sich die Aussage des Fotos oder des Videos.

In Bezug auf Videos können Aussagen mittels selektiver Auswahl verfälscht werden, indem Anfang und Endpunkt des vorhandenen Videomaterials neu definiert werden. Eine aus dem Kontext gerissenen Information ist in solchen Fällen nicht nur unvollständig, sondern vermittelt Rezipientinnen und Rezipienten ein völlig falsches Bild des tatsächlichen Inhalts. Der Trend in Sozialen Medien, nur kurze Videoclips zu posten, kommt dieser Art von Manipulation entgegen.

Eine weitere, sehr beliebte Möglichkeit, Videos in diesem Sinne zu bearbeiten, ist die Beschleunigung oder Verlangsamung der Aufnahme. Dadurch können die im Video auftretenden Personen unvorteilhaft dargestellt werden. So ging in den Sozialen Medien ein manipuliertes Video viral, das eine bekannte Persönlichkeit in einer Fernsehshow zeigte. Die Abspielgeschwindigkeit wurde auf 75 % runtergedrosselt und die Tonhöhe ihrer Stimme angepasst, wodurch der Eindruck erweckt wurde, die Person wäre nicht nüchtern gewesen. Der Effekt wirkte verblüffend realistisch. Das Video wurde mit entsprechenden Hashtags auf verschiedenen Plattformen hochgeladen, um dem Ruf der Person zu schaden.

Mit folgenden Methoden beziehungsweise Mitteln können Cheap Fakes erzeugt werden:

  • Physische Ähnlichkeiten. Ähnlichkeiten zwischen Personen („Doppelgänger“) finden zu diesem Zweck oftmals missbräuchliche Verwendung.
  • Bildbearbeitung. Mit Hilfe von Programmen wie Photoshop können Fake-Fotos für verschiedenste Zwecke erstellt werden.
  • Rekontextualisierung. Verschiedenes Material kann zu einer Sequenz zusammengeschnitten werden. Anfang und Ende eines Videoausschnitts werden so gewählt, dass starke Aussagen isoliert auftreten und die Gesamtaussage verfälschen. Fotomaterial kann in diesem Sinne durch einen neuen Titel oder einer Bildunterschrift umgedeutet werden und auf ein anderes Ereignis anspielen.
  • Beschleunigen und Verlangsamen. Veränderungen in der Abspielgeschwindigkeit von Videos können unbemerkt bleiben und Protagonisten unvorteilhaft erscheinen lassen.
  • Filter-Applikationen. Mit Apps wie Face Altering oder Face Swapping lassen sich sehr einfach Fälschung erstellen.
  • Videobearbeitung. Mithilfe von Programmen wie After Effects kann vorhandenes Videomaterial manipuliert werden.

Wie erkenne ich Cheap Fakes?

In der Regel sind Cheap Fakes leicht zu identifizieren, sofern Userinnen und User fragwürdige Inhalte einem Faktencheck unterziehen. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene medienforensische Tools, die eine Verifikation digitaler Inhalte ermöglichen. Um festzustellen, ob ein Bild manipuliert wurde, können Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise die Bilder-Rückwärtssuche der Suchmaschine Google verwenden. Auf fotoforensics.com können Userinnen und User verdächtiges Bildmaterial hochladen. Die Anwendung ermittelt, ob ein Foto manipuliert, beziehungsweise retuschiert wurde und welche Stellen davon betroffen sind. Eine praktische Möglichkeit zur Analyse der Metadaten von Videos bietet außerdem die kostenlose Download-App YouTube DataViewer.

Prinzipiell sollten sich Userinnen und User fragen, ob es bei fraglichen Postings eine seriöse Quellenangabe zur Verifikation vorhanden ist. Geht es um Personen des öffentlichen Lebens sollte man außerdem kritisch hinterfragen, ob Aussage und Handlung zum üblichen Verhalten der Person passen.

Tipp

Im Rahmen des österreichischen Forschungsprojekts defalsif-AI entwickeln Forscherinnen und Forscher ein medienforensischen Analysetool, mit Hilfe dessen eine Echtheitsprüfung verschiedenster digitaler Inhalte (Foto, Video und Audio) durchgeführt werden kann.

Letzte Aktualisierung: 4. Oktober 2021

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria