Account-Takeover: Kriminelle wollen mit Fake-Abstimmung die Kontrolle über WhatsApp-Konten erlangen
Das Smartphone meldet sich, eine neue WhatsApp-Mitteilung ist eingegangen. Es geht um ein Voting, eine Stimme für die Tochter einer Freundin eines Bekannten. Dahinter versteckt sich allerdings der Versuch von Kriminellen, das WhatsApp-Konto ihrer Opfer zu übernehmen.
Tanz-Stipendium: So funktioniert die Betrugsmasche
„Hallo, bitte stimme für Emma in dieser Umfrage. Das ist die Tochter meiner Freundin. Der Hauptpreis ist ein kostenloses Stipendium für das nächste Jahr. Das ist sehr wichtig für sie. Danke!“
Man hilft ja gerne, wenn man kann. Und wirklich viel Aufwand ist so ein Klick ja auch nicht. Also, ab zur Stimmabgabe. Aber Vorsicht: Diese Hilfsbereitschaft versuchen Kriminelle regelmäßig auszunutzen. Über bereits gekaperte Accounts und manipulierte Portale wollen sie sich den Zugriff auf das WhatsApp-Konto weiterer Opfer erschleichen. Der Ablauf sieht dabei folgendermaßen aus:
- Das Opfer erhält aus heiterem Himmel eine WhatsApp-Nachricht mit dem oben angeführten Text und einem inkludierten Link.
- Ein Klick auf die Weiterleitung öffnet eine Website, auf der zwischen zwei jungen Tänzerinnen ausgewählt werden kann. Die Logos von realen Modellagenturen und Fashion-Marken sollen Seriosität vermitteln.
- Wer für eine der beiden Tänzerinnen abstimmen möchte, muss seine Telefonnummer angeben – aus Sicherheitsgründen, wie versichert wird.
- Nach der Übermittlung der Nummer erscheinen ein Code und die folgende Anweisung: „Öffnen Sie die App, wählen Sie im Einstellungsfenster „Verbundene Geräte“ aus und geben Sie dann diesen Code ein.“
Die Absicht hinter dieser Vorgehensweise ist eindeutig. Durch die Verbindung des Geräts erlangen die Kriminellen Zugang zum WhatsApp-Konto des Opfers und können dies für ihre Zwecke missbrauchen. Besonders gefährlich: Die versendeten Nachrichten erwecken den Anschein, tatsächlich von einem Menschen aus dem unmittelbaren Bekanntenkreis zu stammen – in Wahrheit handelt es sich um Betrugsversuche.
Tanz-Stipendium: Daran ist der Betrug zu erkennen
Die Betrugsmasche ist verhältnismäßig plump, sie lässt sich relativ einfach als solche erkennen. Die wichtigsten Punkte:
- Kein seriöses Unternehmen will für die Teilnahme an einer Umfrage eine Verbindung zum WhatsApp-Konto herstellen.
- Überlegen Sie kurz, ob es in Ihrem Bekanntenkreis überhaupt ein Kind mit dem Namen der beiden Teilnehmerinnen gibt. Fragen Sie bei der entsprechenden Person nach - aber nicht per WhatsApp, da Sie damit direkt bei den Kriminellen landen.
- Beim Model „Alexandra“ handelt es sich laut einer Bilder-Rückwärtssuche über Google um die russische Tänzerin Anna Pavaga. Das Foto von „Daniela“ handelt es sich um eine vielfach auf unterschiedlichsten Gymnastik- und Tanzwebseiten zu findendes Bild.
- Die Domain (worldsdancer(.)life) ist erst seit 1. November 2025 registriert. Eine derart „junge“ Website ist in der Regel ein Anzeichen für eine Betrugsabsicht.
Eine Masche, viele Domains! Die vorgestellte Betrugsmasche ist übrigens nicht nur unter der angegebenen Domain zu finden. Die Kriminellen registrieren regelmäßig neue Internetadressen und ziehen mit ihrer Website einfach weiter, sobald eine alte Domain gemeldet und gesperrt wurde.
WhatsApp-Konto übernommen? Das können Sie jetzt tun!
Wer bemerkt, dass sein WhatsApp-Konto von Kriminellen übernommen wurde, sollte rasch handeln. Zum einen besteht Gefahr für alle Kontakte, zum anderen kann der eigene Ruf durch gefährliche/betrügerische/unangebrachte Nachrichten ramponiert werden, die in Wahrheit von den Betrüger/innen stammen.
- Informieren Sie Ihre wichtigsten Kontakte auf anderem Weg darüber, dass dein WhatsApp-Account übernommen wurde. Dadurch reagieren Sie auf angeblich von Ihnen stammende dubiosen Nachrichten richtig.
- Im WhatsApp-Hilfebereich ist das Vorgehen im Falle eines gehackten Kontos Schritt für Schritt erklärt. Mithilfe dieser Anweisungen sollte sich das Problem effektiv aus der Welt schaffen lassen.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei! Nur wenn die Behörden über ein betrügerisches Vorgehen Bescheid wissen, können Sie ermitteln.
Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)